Online-Bewertungen sind für viele eine erste Orientierung, wenn es darum geht, mehr über ein Produkt, eine App, ein Restaurant, einen Arzt oder, dank Job-Bewertungen, einen potenziellen Arbeitgeber zu erfahren. Ein übersichtliches Sternchensystem verrät auf einen Blick, wie andere über ein bestimmtes Thema denken und welche Erfahrungen sie gemacht haben. Überwiegen die negativen Bewertungen oder sind die abgegebenen Kommentare im Schnitt eher positiv?

Lesen Sie jetzt, weshalb Job-Bewertungsportale nicht immer aussagekräftig sind und worauf Sie achten sollten, wenn Sie sich auf einem Internetportal über ein Unternehmen mittels Bewertungen informieren.

Verschiedene Comicmännchen, die unterschiedliche Job-Bewertungen anhand von Sternen abgeben.
Internet-Bewertungen werden oft von Erwartungen und subjektiven Gefühlen beeinflusst – das gilt nicht nur für Beurteilungen von online gekauften Produkten, sondern auch für die von Unternehmen.

Ob Job oder Firma: Wer bewertet und warum?

Job-Bewertungen: Ein Angestellter trägt einen Karton mit seinen Büroutensilien.
Unzufriedene oder ehemalige Angestellte finden auf Job-Bewertungsportalen bisweilen eine Plattform, um ihrem Frust Luft zu machen.

Die Motivation, eine Job-Bewertung auf Portalen wie kununu.com, das inzwischen zu Xing gehört, meinchef.de oder jobvoting.de abzugeben, unterscheidet sich mitunter stark. Häufig sind es frustrierte ehemalige Mitarbeiter, die das Bedürfnis haben, ihrem Ex-Arbeitgeber mit einer schlechten Onlinebewertung eins auszuwischen. Oder sie nutzen diese Form der einseitigen Kommunikation, um ihrem alten Chef noch einmal gründlich die Meinung zu sagen. Für Außenstehende ist es dann schwer nachzuvollziehen, wie glaubwürdig eine Job-Bewertung mit einem von fünf Sternen ist: Ist das Betriebsklima wirklich so schlecht wie geschildert oder liegen die Gründe beim Ex-Mitarbeiter selbst, der sich womöglich nicht gut ins Team integrieren konnte und darüber enttäuscht ist?

Doch auch beste 5-Sterne-Bewertungen sind kein objektives Indiz für einen guten Arbeitgeber. Denn die Leser wissen nicht, wie diese zustande kamen. Da Unternehmen sich nach außen hin möglichst positiv darstellen möchten, kommt es vor, dass sie Mitarbeiter, die vor kurzem befördert wurden oder eine Gehaltserhöhung bekommen haben, gezielt ansprechen und motivieren, den Betrieb online zu bewerten. Manche Firmen verschaffen sich auch selbst gute Bewertungen, indem sie Mitarbeitern Prämien für positive Online-Kommentare anbieten – oder sie fälschen Mitarbeiter-Accounts, um sich selbst bestmöglich zu bewerten.

Junger Mann mit Hemd und Brille vor hellen Büroräumen.
Zufriedene Mitarbeiter sehen häufig keine Notwendigkeit, ihren Betrieb im Internet von sich aus zu bewerten.

Wie nützlich sind Job-Bewertungsportale?

Ganz gleich ob Ausbildungsplatz, Festanstellung nach dem Studium oder Berufswechsel: Wer heutzutage eine Stelle sucht, informiert sich vorab im Internet über das Unternehmen. Doch welche Rolle spielen dabei Job-Bewertungsportale?

Keine große, ergab eine Studie von unicensus kompakt unter 1.034 Studenten. Bei der Umfrage gaben fast zwei Drittel der Befragten an, noch nie ein Bewertungsportal bei der Suche nach einem passenden Arbeitgeber oder dem nächsten Job besucht zu haben. Rund 37 Prozent waren sogar der Meinung, Portale für Job-Bewertungen seien wenig bis gar nicht hilfreich.

Hübsche junge Frau steht in einem hellen Büro.
Junge Jobsuchende orientieren sich bei der Wahl des Unternehmens auch an Bewertungsportalen im Internet – haben aber eine gesunde Skepsis gegenüber den dort angezeigten Ergebnissen.

Gründe dafür sind offenbar fehlendes Vertrauen in die Glaubwürdigkeit der dort gemachten Angaben durch Unternehmen und Nutzer. „Viele Jobsuchende informieren sich vor einer Bewerbung lieber direkt auf der Website des Unternehmens über ihren potenziellen Arbeitgeber“, weiß Petra Timm, Arbeitsmarktexpertin beim Personaldienstleister Randstad Deutschland. „Auch persönliche Empfehlungen von Bekannten und Freunden sowie der gezielte Besuch von Jobmessen scheinen attraktivere, glaubwürdigere Informationsquellen für viele zu sein, die auf der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz sind.“

Das sollten Sie beim Lesen von Job-Bewertungen beachten

Job-Bewertungen: Junge Frau surft mit ihrem Tablet im Internet.
Job-Bewertungsportale im Internet können von jedem eingesehen werden und prägen die Außenwirkung eines Unternehmens mit. Petra Timm von Randstad Deutschland rät potenziellen Bewerbern, bei Firmenbewertungen darauf zu achten, welche Aspekte für sie persönlich von Bedeutung sind.

Sie möchten sich bei einem Unternehmen bewerben? Wenn Sie deshalb im Internet recherchieren und auf ein Job-Bewertungsportal wie etwa bizzwatch.de stoßen, sollten Sie folgende Punkte beachten:

  • Ignorieren Sie einzelne Job-Bewertungen, die herausstechen – sowohl sehr positive als auch besonders negative. Diese Bewertungen sind in der Regel nicht repräsentativ für das gesamte Unternehmen.
  • Machen Sie sich klar, dass das Bewertungsportal nur einen Teil Ihrer Recherche ausmacht und ziehen Sie weitere Informationsquellen hinzu. Lassen Sie das Bild, das Sie sich von einem Unternehmen machen, nicht von wenigen negativen Bewertungen dominieren.
  • Schauen Sie bei Job-Bewertungen nicht bloß auf die vergebenen Sternchen, sondern lesen Sie genau nach, weshalb das Unternehmen manchen (ehemaligen) Mitarbeitern zum Beispiel nur drei von fünf Sternen wert ist.
  • Besonders wichtig: Prüfen Sie, was bestimmte Job-Bewertungen inhaltlich für Sie persönlich bedeuten und ob diese Einfluss auf Ihre konkrete Bewerbung hat. Bedenken Sie, dass schlechte Bewertungen für Sie nur dann relevant sind, wenn sie Themen oder Aspekte ansprechen, die Ihnen selbst bei Ihrem zukünftigen Arbeitgeber wichtig sind.
  • Ein kleines Beispiel: Jemand begründet seine unterdurchschnittlich schlechte Job-Bewertung damit, dass der Chef partout keine Hunde am Arbeitsplatz duldet. Sie hingegen mögen keine Hunde oder sind sogar allergisch. Also ist diese Bewertung für Sie persönlich irrelevant und sollte keinen Einfluss auf Ihre Bewerbung haben.

Das sollten Sie wissen, wenn Sie Ihren Arbeitgeber bewerten möchten

Wenn Sie Ihren Arbeitgeber im Internet bewerten möchten, sollten Sie sich bewusst machen, welche negativen und positiven Auswirkungen dies haben könnte.

Positiv:

Durch Ihre Meinung schaffen Sie mehr Transparenz für andere und können künftigen Bewerbern helfen, sich zu orientieren. Dafür ist es allerdings wichtig, dass Sie möglichst objektiv, sachlich und ehrlich bleiben. Polemische Kommentare sind wenig hilfreich. Und auch Beleidigungen, falsche Tatsachenbehauptungen oder gar das Preisgeben firmeninterner Informationen fallen nicht unter die Meinungsfreiheit, sondern sind sogar strafbar.

Die meisten Betriebe beobachten sehr genau, was über sie im Internet geschrieben wird. Wenn Sie konstruktive Kritik und Verbesserungsvorschläge in Ihre Bewertung einfließen lassen, können Sie Unternehmen durchaus zum Umdenken bewegen und so zum Beispiel helfen, die Arbeitsbedingungen zu verbessern.

Drei farbige Tasten einer Computertastatur, bedruckt mit Daumen, die nach oben, mittig oder nach unten zeigen.
Online-Bewertungen können sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf das Unternehmen, potenzielle Bewerber und den Bewertenden selbst haben.

Bewerten heißt nicht automatisch auch, zu kritisieren. Heben Sie Dinge, die Sie an Ihrem Unternehmen mögen oder mochten, ruhig hervor und begründen Sie Ihr Lob. Dadurch fühlen sich langfristig mehr und bessere Bewerber angesprochen, was sich wiederum positiv auf den Erfolg eines Unternehmens auswirkt.

Negativ:

Sie sind unfair behandelt worden und sinnen auf Rache? Das ist menschlich zwar verständlich, allerdings keine gute Grundlage für eine sachliche Bewertung. Überlegen Sie: ist Ihr Schicksal im Betrieb ein Einzelfall oder stellt er die gängige Praxis dar? Machen Sie sich bewusst, dass unfaire Verallgemeinerungen das Bild eines Unternehmens verfälschen und dass Sie Ihren Lesern gegenüber eine moralische Verantwortung haben. Wenn Sie lügen, um Ihrem Arbeitgeber persönlich zu schaden, hat Ihre Bewertung keinen Wert.

Dies gilt übrigens auch für das Gegenteil: Wenn Ihnen Ihr Arbeitgeber nahelegt, (eventuell gegen Bezahlung) online eine positive Job-Bewertung abzugeben, wird diese kaum objektiv und ausgewogen ausfallen. Wer seine Firma euphorisch durch die rosarote Brille hindurch beschreibt, lockt Leser und potenzielle Bewerber ebenfalls auf eine falsche Fährte.

Sie möchten Ihre negativen Joberfahrungen mit anderen teilen und Jobsuchende womöglich sogar davor warnen, sich in Ihrem Betrieb zu bewerben? Überprüfen Sie Ihre kritischen Worte vorher gründlich. Sie schreiben zwar anonym, aber je konkreter Sie im Detail werden, desto leichter kann der Arbeitgeber Rückschlüsse darauf ziehen, wer die Bewertung verfasst hat. Je nachdem, was Sie schreiben und vom Unternehmen preisgeben, kann das unter Umständen sogar ein Kündigungsgrund sein.

Fazit zu Bewertungen auf Jobportalen im Internet

Bei Job-Bewertungen im Internet sind nicht nur beim Lesen, sondern auch beim Verfassen durchaus Skepsis und Umsicht gefragt. Denn Sie wissen nie, wer oder was hinter jeder einzelnen Bewertung steht. Prüfen Sie die Angaben auf Aspekte, die Sie für Ihren Job als relevant empfinden. Verlassen Sie sich aber nicht allein auf diese Informationsquelle, sondern erweitern Sie bei der Recherche Ihren Blickwinkel. Denn dann können Portale für Job-Bewertungen durchaus interessante Informationen und erste Anhaltspunkte vermitteln. Wie genau die Bewertungen zutreffen, können Sie ohnehin am ehesten dann beurteilen, wenn Sie sich vor Ort selbst ein Bild des jeweiligen Unternehmens machen.

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