Vater und Sohn liegen auf der Wiese und machen Seifenblasen
Mehr Zeit für die Kinder – eine 4-Tage-Woche ermöglicht es berufstätigen Eltern, Familie und Beruf besser unter einen Hut zu bekommen.

Stellen Sie sich vor, Sie könnten die Freude auf ein langes Wochenende jede Woche neu erleben. Mit dem heiß diskutierten Arbeitszeitmodell der 4-Tage-Woche wäre das die Realität. Immer mehr Arbeitnehmende können sich gut vorstellen, ihre Arbeitszeit zu reduzieren und mehr Raum für persönliche Interessen und Familienleben zu schaffen – vorausgesetzt der Lohn oder das Gehalt bleibt erhalten. Das neue Arbeitszeitenmodell, das den Spagat zwischen Arbeit und Freizeit zu meistern versucht, stößt auf immer breitere Zustimmung vor allem bei Best Agern. Doch ist diese Arbeitszeitvariante wirklich der Schlüssel zu einem ausgeglichenen Leben? Tatsächlich ist die geringere Wochenarbeitszeit nicht für alle Arbeitnehmende die ideale Lösung. Bevor Sie sich für eine 4-Tage-Woche entscheiden, sollten Sie deshalb das Für und Wider sorgfältig abwägen und herausfinden, ob das flexible Arbeitszeitmodell für Sie und Ihr Umfeld geeignet ist.

Arbeiten von Montag bis Donnerstag

Die 4-Tage-Woche ist ein Arbeitszeitmodell, bei dem Arbeitnehmende ihre reguläre Wochenarbeitszeit auf vier Arbeitstage verteilen, statt an fünf Tagen zu arbeiten. Dies bedeutet, dass sie einen zusätzlichen freien Tag in der Woche haben, während die tägliche Arbeitszeit entsprechend verlängert wird. Das ermöglicht den Arbeitnehmenden mehr Flexibilität in der Freizeit oder bei persönlichen Verpflichtungen.

Infografik von Randstad: Arbeitnehmende wünschen sich flexiblere Arbeitszeiten im Vollzeitjob

Flexible Arbeitszeitmodelle: Individuelle Lösungen für Arbeitnehmende

Viele Generationen kennen es nicht anders: 5 Tage in der Woche wird gearbeitet und Geld verdient. Wahrscheinlich haben die Wenigsten vermutet, dass dieses Modell der Wochenarbeitszeit jemals in Frage gestellt werden könnte. Dabei ist die Idee der 4-Tage-Woche nicht neu und wurde schon in den 20er und 30er Jahren diskutiert. Aufgrund der zunehmenden Fokussierung auf Work-Life-Balance, Flexibilität und Wohlbefinden am Arbeitsplatz wird das Thema wieder aktuell.

Inzwischen experimentieren Unternehmen weltweit mit den Arbeitszeitmodellen, um Zufriedenheit und Produktivität der Mitarbeitenden zu steigern und Fachkräfte zu gewinnen. Es gibt verschiedene Varianten der 4-Tage-Woche, die je nach den Bedürfnissen von Unternehmen und Arbeitnehmenden angepasst werden können.

Kompakte 4-Tage-Woche: Bei diesem Modell arbeiten Arbeitnehmende an vier Tagen pro Woche, wobei sie ihre volle wöchentliche Arbeitszeit in diesen Tagen absolvieren. Dies bedeutet in der Regel, dass sie an jedem Arbeitstag länger arbeiten, zum Beispiel 10 Stunden statt der üblichen 8 Stunden.

Reduzierte Stunden: Bei dieser Variante arbeiten die Mitarbeitenden an vier Tagen pro Woche und die Arbeitszeit wird auf weniger Stunden reduziert, etwa auf 32 Stunden. Dieses Modell kann jedoch auch eine Gehaltsreduzierung bedeuten.

Flexible 4-Tage-Woche: Bei dieser Variante haben Mitarbeitende die Möglichkeit, ihre Arbeitszeit an vier Tagen pro Woche flexibel zu gestalten. Dies kann bedeuten, dass sie an manchen Tagen länger arbeiten, um an anderen Tagen früher gehen zu können. Es kann auch eine Kombination aus längeren und kürzeren Arbeitstagen geben, abhängig von den individuellen Bedürfnissen und Vereinbarungen zwischen Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden. Die flexible 4-Tage-Woche bietet den Mitarbeitenden eine gewisse Autonomie und ermöglicht es ihnen, ihre Arbeitszeit besser und ihre persönlichen Verpflichtungen anzupassen.

Die 4-Tage-Woche als Chance für mehr Work-Life-Balance

Nutzen Sie auch jeden Brückentag, um Ihr Wochenende zu verlängern? Stellen Sie sich vor, die Wochenenden bestünden regulär aus drei anstatt zwei Tagen. Wäre das nicht wunderbar? Viele Arbeitnehmende träumen von der 4-Tage-Woche, weil sie sich nach mehr Zeit für sich selbst und ihre persönlichen Interessen sehnen. Nehmen wir zum Beispiel die Sekretärin Lisa. Sie arbeitet derzeit an fünf Tagen in der Woche jeweils acht Stunden und hat das Gefühl, dass ihr Leben hauptsächlich aus Arbeit besteht. Lisa wünscht sich mehr Freizeit, um ihre Hobbys, ihre Familie und Freunde zu genießen.

Wenn Lisa die Möglichkeit hätte, auf eine 4-Tage-Woche umzusteigen, würde sie jeden Freitag frei haben. Dadurch hätte sie plötzlich einen ganzen Tag mehr für sich zur Verfügung. Sie könnte ihre Zeit nutzen, um ihrem Lieblingssport nachzugehen, ein Buch zu lesen, kreative Projekte zu verfolgen oder einfach nur zu entspannen.

Die 4-Tage-Woche würde es Lisa auch ermöglichen, sich besser um ihre familiären Verpflichtungen zu kümmern. Sie könnte mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen. Besonders ihrem jüngsten Sohn würde mehr Hilfe bei den Hausaufgaben guttun. Und ihre Eltern benötigen auch immer mehr Unterstützung.  Außerdem erhofft sich Lisa mehr Zeit für ihre Freunde, wenn sie einen Tag weniger arbeitet. Insgesamt ist sie sicher, eine 4-Tage-Woche würde zu einer ausgeglichenen Work-Life-Balance führen und Lisa das Gefühl geben, dass sie ihr Leben nicht mehr ausschließlich der Arbeit widmet.

Außerdem würde Lisa durch die verkürzte Arbeitswoche mehr Energie und Motivation für ihre verbleibenden Arbeitstage haben. Sie könnte sich besser auf ihre Aufgaben konzentrieren und möglicherweise sogar produktiver sein. Lisa ist sich sicher, dies würde nicht nur ihr persönliches Wohlbefinden steigern, sondern sich auch potenziell positiv auf ihre Arbeitsleistung und -qualität auswirken.

Lisa ist ein ganz typischer Fan der 4-Tage-Woche. Denn laut einer Randstad Studie äußern Frauen mit 42,1 % häufiger als Männer (29,9 %) den Wunsch nach einer kürzeren Arbeitswoche. Allerdings steht hier nicht nur der Wunsch nach mehr Freizeit an erster Stelle. Denn Frauen tragen meist eine größere Verantwortung für die Pflege von Kindern und älteren Familienmitgliedern als Männer. Eine Reduktion der Arbeitswoche auf 4 Tage könnte ihnen helfen, Beruf und Familie besser unter einen Hut zu bringen.

Mehr Freizeit oder mehr Stress?

Eine aktuelle Randstad-Umfrage zeigt, dass mehr als jeder dritte Arbeitnehmende in Deutschland eine verkürzte Arbeitswoche bevorzugen würde.
Eine aktuelle Randstad-Umfrage zeigt, dass mehr als jeder dritte Arbeitnehmende in Deutschland eine verkürzte Arbeitswoche bevorzugen würde.

Doch wie beeinflusst dieses Arbeitszeitmodell tatsächlich unser Leben? Lassen Sie uns einen Blick auf die Vor- und Nachteile der 4-Tage-Woche werfen.

Ein wesentlicher Vorteil der 4-Tage-Woche ist die gewonnene Freizeit. Durch einen zusätzlichen freien Tag haben Arbeitnehmende mehr Zeit für sich selbst, ihre Hobbys und ihre persönlichen Interessen. Dies ermöglicht eine bessere Erholung und regeneriert die Energie für den Arbeitstag. Die kurze Woche bietet die Chance, mehr Zeit mit der Familie und Freunden zu verbringen oder einfach nur abzuschalten und neue Energie zu tanken.

Ein weiterer Pluspunkt des neuen Arbeitszeitmodells ist die Verbesserung der Work-Life-Balance. Indem Arbeit und Freizeit besser ausbalanciert werden, können Arbeitnehmende Stress reduzieren und das Gefühl der Erschöpfung mindern. Durch die zusätzliche freie Zeit haben sie die Möglichkeit, ihre persönlichen Bedürfnisse besser zu erfüllen. Dies führt zu einer gesteigerten Zufriedenheit und Motivation im Arbeitsleben.

Stolperfallen der verkürzten Arbeitszeit

Allerdings gibt es auch einige potenzielle Nachteile bei der 4-Tage-Woche. Wer die Anzahl der Arbeitstage reduziert, wird an den verbleibenden Tagen mehr arbeiten müssen. Wer häufig Überstunden macht, kennt das Problem: Längere Arbeitszeiten können sehr anstrengend sein, zu Ermüdung führen und die Konzentration beeinträchtigen. Außerdem wird an diesen Tagen das Privatleben mit Sicherheit zu kurz kommen.

Viele fürchten deshalb, dass die 4-Tage-Woche zu einer höheren Arbeitsbelastung führt. Arbeitnehmende müssen ihre Aufgaben und Verantwortlichkeiten in weniger Arbeitstagen erledigen. Dies erfordert eine effiziente Zeitplanung und Priorisierung der Aufgaben, um sicherzustellen, dass die Produktivität eingehalten wird. Wenn das nicht gelingt, ist der Stress vorprogrammiert. Laut Randstad Arbeitsbarometer 2023 bevorzugen deshalb 32,6 % der deutschen Arbeitnehmenden nach wie vor die traditionelle 5-Tage-Woche von Montag bis Freitag mit Arbeitszeiten von 9 bis 17 Uhr.

Professionelle Tipps für die 4-Tage-Woche

„Eine gute Planung und Organisation ist bei der Umsetzung einer 4-Tage-Woche entscheidend, um Stress an den Arbeitstagen zu vermeiden.“ weiß Petra Timm, Pressesprecherin des Personaldienstleisters Randstad. Sie empfiehlt folgende Tipps zu berücksichtigen, um einen reibungslosen Ablauf der 4-Tage-Woche zu gewährleisten:

  • Effiziente Zeitplanung: Priorisieren Sie Ihre Aufgaben und setzen Sie realistische Ziele für jeden Arbeitstag. Identifizieren Sie die wichtigsten Aufgaben und konzentrieren Sie sich darauf, diese zu erledigen. Vermeiden Sie Überlastung, indem Sie Ihre Zeit angemessen einteilen.
  • Offene Kommunikation: Sprechen Sie mit Ihrem Team und Ihren Vorgesetzten offen über Ihre 4-Tage-Woche und klären Sie Ihre Erwartungen und Verantwortlichkeiten. Besprechen Sie, an welchen Tagen Sie nicht erreichbar sein werden und wie die Arbeitsabläufe während Ihrer Abwesenheit organisiert werden können. Offene Kommunikation schafft Klarheit und ermöglicht eine reibungslose Zusammenarbeit.
  • Grenzen setzen: Schaffen Sie klare Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit. Nutzen Sie Ihren freien Tag, um sich zu erholen und Ihren persönlichen Interessen nachzugehen. Vermeiden Sie es, an diesem Tag berufliche Angelegenheiten zu erledigen oder ständig erreichbar zu sein. Respektieren Sie Ihre Freizeit und gönnen Sie sich eine Pause vom Arbeitsalltag.
  • Effiziente Arbeitsmethoden nutzen: Entwickeln Sie effiziente Arbeitsmethoden, um Ihre Produktivität zu steigern. Vermeiden Sie Multitasking und konzentrieren Sie sich auf eine Aufgabe nach der anderen. Besonders hilfreich sind Zeitsparmethoden wie Zeitblöcke oder die Pomodoro-Technik, um konzentriert und effektiv zu arbeiten.


Karriere-Tipps mit Petra Timm:
Insiderwissen für Ihren beruflichen Erfolg

In unserer Rubrik teilt Petra Timm, Director Group Communications der Randstad Gruppe Deutschland, wertvolle Expertentipps und Informationen aus der Berufswelt. Mit ihrer langjährigen Erfahrung in der internen und externen Kommunikation versteht Petra Timm die Bedeutung einer starken beruflichen Präsenz und eines gelungenen Karrierewegs.

In dieser Rubrik können Sie von dem Fachwissen profitieren und wertvolle Einblicke in die Arbeitswelt gewinnen. Ob es um Tipps für Bewerbungen und Vorstellungsgespräche geht, um die Entwicklung beruflicher Fähigkeiten oder um die Förderung eines positiven Arbeitsumfelds – Petra Timm teilt ihr Insiderwissen, um Ihnen dabei zu helfen, Ihre beruflichen Ziele zu erreichen.


Fotos: AdobeStock_JadonBester, Randstad, Adobe Stock_DragonClaws