Die Zeit vor Weihnachten ist etwas ganz besonderes. Sie wird in vielen Familien durch feierliche Adventsbräuche geprägt. Diese alten Traditionen verbinden Generationen. Oma und Opa erinnern sich an ihre eigene Kindheit. Eltern lesen Weihnachtsgeschichten vor. Sie genießen die Zeit mit ihren Kindern. Und die Kleinen lernen mit großer Vorfreude und strahlenden Augen die alten Gepflogenheiten kennen. 

Adventsbräuche: Weihnachtliche Szene aus Holz im Laternenlicht
Alle Jahre wieder – Adventsbräuche gehören zur Vorweihnachtszeit.

Der Ursprung der Adventszeit

Advent stammt von dem lateinischen Wort „adventus“ und heiß Ankunft/Erscheinen. Die Christen warten im Advent auf die Ankunft von Gottes Sohn. Am Martinstag, dem 11. November, beginnt die Adventszeit. An diesem Tag darf der Gänsebraten und Hefegebäck in vollen Zügen genossen werden. Danach begann ursprünglich die Fastenzeit. Allerdings ist das Fasten im Laufe der Jahre in Vergessenheit geraten. Denn heute wird in vielen Familien fast den ganzen Dezember fleißig gebacken und lecker gekocht. Besser gesagt: Adventsbräuche haben mittlerweile oft etwas mit leckeren Speisen zu tun. 

Die Weihnachtsbäckerei

Die schönsten Adventsbräuche: Kleines Mädchen backt Plätzchen.
Eine schöne Tradition: Kinder lieben es, Weihnachtsplätzchen zu backen.

Zu den schönsten Adventsbräuchen zählt in den meisten Familien das Backen. Besonders die Kinder freuen sich darauf. Schließlich schwingt  beim Zubereiten der Weihnachtsplätzchen die Vorfreude auf Weihnachten mit. Ob zu Hause, bei den Großeltern, im Kindergarten oder mit Freunden – mit viel Eifer stechen große und kleine Kinder Sterne, Tannenbäume, Weihnachtsmänner und Elche aus dem ausgerollten Teig. Die Plätzchen dienen als Weihnachtsdekoration, Christbaumschmuck oder als ganz persönliches Geschenk zu Weihnachten. Aber die meisten werden wahrscheinlich gleich nach dem Backen gegessen.

Adventsbräuche und weihnachtliche Leckereien

Apfel, Nuss und Mandelkern essen alle Kinder gern. Diese Leckereien sind immer noch auf den Weihnachtstellern zu finden.  Aber auch Schokoladen-Kugeln und -Weihnachtsmänner, Zimtsterne oder auch Spekulatius sind heiß begehrt.

Lebkuchen hat eine lange Tradition

Ob als Pfeffer-, Gewürz- oder Honigkuchen, Lebkuchen gehört einfach zur Weihnachtszeit dazu. Schließlich zählt es zu den ältesten Gebäcksorten. Ursprünglich wurde es in mittelalterlichen Klöstern als Heil- und Arzneimittel zur Appetit- und Verdauungsanregung hergestellt. Mittlerweile sind Lebkuchen-Herzen oder –Männer das erste Signal, dass die Weihnachtszeit naht. Denn schon ab Oktober sind sie in vielen Geschäften zu finden.

Lebkuchenhäuser dürfen nicht fehlen

Adventsbräuche: Lebkuchenhaus mit Reh und Tannenbaum aus Lebkuchen in Schnee-Dekoration
Viele Eltern backen mit ihren Kindern in der Vorweihnachtszeit ein Lebkuchenhaus.

Außerdem entstehen aus dem würzigen Klassiker jedes Jahr wieder die herrlichsten Lebkuchenhäuser.  Sie werden mit Zuckerguss, Schokolade und Süßigkeiten verziert. Die Herstellung ist nicht kompliziert. Es braucht nur etwas Zeit und Geduld. Mit der passenden Anleitung lassen sich ganz individuelle Knusperhäuser herstellen.

Christstollen – ein Muss zur Adventszeit

Der Stollen ist seit vielen Jahrhunderten das Symbol für das in weiße Tücher gewickelte Christkind. Der erste Stollen wurde ungefähr im Jahr 1300 in Sachsen gebacken. Das Rezept wurde im Laufe der Jahre immer mehr verfeinert. Marzipan, Hefeteig, Rosinen und Rum prägen den modernen Christstollen.

Heiß begehrt: der Glühwein

Ursprung des Glühweines ist der Würzwein der alten Römer. Ziel war es, kostbare Weine länger haltbar zu machen. Deswegen gaben die Römer Gewürze dazu. Inzwischen ist der Glühwein auf Weihnachtsmärkten das beliebteste Getränk. Gewürze wie Muskat, Arnis, Nelken, Orangen- und Zitronenschale und Zimt verleihen dem Heißgetränk aus verschiedenen Rotweinen den besonderen Geschmack.

Besinnliche Adventssonntage

Ob Glühwein, Stollen, Weihnachtsgebäck – all diese Leckereien gibt es zum Adventskaffee. Die vier Sonntage vor Weihnachten verbringen viele Familien gemeinsam und gemütlich. Kerzen werden angezündet, Plätzchen werden gebacken, es wird sich Zeit genommen. Zudem kommt natürlich auch der weihnachtlich dekorierte Adventskranz auf den Tisch. Vier Kerzen sind darauf, für jeden Adventssonntag eine.

Adventsbräuche: Ein Adventskranz mit roten Kerzen und Tannenzweigen
Der Klassiker: Ein Adventskranz mit roten Kerzen und Tannenzweigen ist schnell selbst gemacht.

Der Adventskranz wurde 1839 in Hamburg erfunden

Was viele nicht wissen: Der Adventskranz ist noch keine 200 Jahre alt. Erfinder ist der Theologe Johann Hinrich Wichern aus Hamburg. Dort betreute er in seinem Bauernhaus schwierige Jugendliche. In der Vorweihnachtszeit fragten sie ihn immer ungeduldig, wann denn endlich Weihnachten ist. Daraufhin steckte er auf einen Holzkranz 19 weiße und vier rote Kerzen. Damit war der Adventskranz erfunden. Inzwischen ist er für die Adventszeit unverzichtbar. Allerdings wurde Im Laufe der Jahrzehnte aus dem einfachen Holzkreis ein mit Tannenzweigen, Moos und Weihnachtsschmuck dekorierter Kranz mit nur vier Kerzen.

Der Adventskalender

Auch heute sind die Kinder noch ungeduldig und können Weihnachten kaum erwarten. Sie zählen die Tage bis zum Heiligabend mit ihrem Adventskalender. 24 Türen werden geöffnet oder kleine Päckchen ausgepackt. Darin verbogen sind weihnachtliche Naschereien oder kleine Spielzeuge. Der erste Adventsalender wurde 1908 in München gedruckt. Hinter den Türen verbargen sich Bilder, die ausgeschnitten und aufgeklebt wurden.

Kerzen bringen Licht in die dunkle Jahreszeit

Nicht nur auf dem Adventskranz, sondern überall im Haus werden Kerzen aufgestellt. Ob Stumpen-, Tee- oder Windlicht – Kerzenschein ist eines der schönsten Kennzeichen unserer Adventsbräuche. Das Licht ist warm und die Kerzen verbreiten einen weihnachtlichen Duft im ganzen Haus. Nicht nur in den Religionen, auch im Gefühl vieler Menschen stehen Kerzen für Frieden, Besinnung und Einkehr.  Allerdings wird der flackernde Schein natürlicher Kerzen mittlerweile häufig durch ihre elektrische Lichter verdrängt. Das ist natürlich sicherer,  bietet aber nicht annähernd soviel  Atmosphäre.

Weihnachtsbeleuchtung schmückt die Häuser

Viele Straßen und Gebäude sind durch Lichterketten und leuchtenden, blinkenden Weihnachtsschmuck hell erleuchtet. Manche Hausbesitzer können gar nicht genug davon bekommen, anderen ist das einfach zu viel. Die elektrische Weihnachtsbeleuchtung hat vor und Nachteile. So kann mit ihr der Außenbereich weihnachtlich geschmückt werden und im Haus reduziert sie die Brandgefahr. Aber die vielen elektrischen Lichter benötigen Energie und verursachen Kosten. Jedes Jahr wird wieder kontrovers diskutiert, wie viel Weihnachtsbeleuchtung nötig ist. (Wie die Beleuchtung schön aber nicht teuer wird, erklären wir in diesem Beitrag.)

Lichterbögen erleuchten die Fenster

Adventsbräuche: Tannenzweige, Christbaumkugel, Stollen, rote Kerzen und ein Lichtbogen in einem Fenster.
Lichtbögen sind in der Vorweihnachtszeit in vielen Fenstern zu finden.

Ob schlicht oder mit Figuren und Ornamenten verziert, aus Holz oder Plastik – Lichterbögen sind beliebt. Sie stammen aus der erzgebirgischen Bergarbeitertradition. Früher hießen sie Schwibbogen. Jedes Licht stand für eine aus dem Bergbau zurückgebrachte Grubenlampe. Leuchtete der Schwibbogen vollständig, waren alle Bergarbeiter dieses Hauses wohlbehalten aus der Grube zurückgekehrt.

Lucia – das traditionelle Lichterfest

Adventsbräuche aus anderen Ländern haben mittlerweile auch bei uns ihren Platz gefunden. Beispielsweise wird das Lucia-Fest  immer beliebter.  Der Brauch ist ursprünglich in Skandinavien verbreitet. Am 13. Dezember ist Lucia-Tag, der kürzeste Tag des Jahres. Das älteste Mädchen der Familie trägt einen Kranz aus Preiselbeerzweigen und brennenden Kerzen auf dem Kopf. Mit einem langen weißen Gewand bekleidet und von ihren Geschwistern begleitet, bringt sie den Eltern Frühstück ans Bett.

Inzwischen finden nicht nur in Skandinavien, sondern auch Deutschland Lucia-Umzüge statt. Denn im Christentum wird mit diesem Fest der heiligen Lucia gedacht, die ein Opfer der Christenverfolgung war. Sie weigerte sich einen Mann zu heiraten, der kein Christ war. Daraufhin übergab dieser sie den Behörden. Zur Strafe sollte sie ins Bordell gebracht werden. Aber selbst ein Ochsengespann konnte sie nicht vom Fleck bewegen. Auch Feuer konnte ihr nicht schaden. Am Ende wurde sie dennoch durch ein Schwert getötet.

Adventsbräuche: Barbarazweige zählen dazu

Auch der Tag der Heiligen Barbara ist einer der Adventsbräuche aus der Zeit der Christenverfolgung. Denn Barbara hat sich gegen den Willen ihres Vaters taufen lassen. Daher ließ er sie einsperren. Doch auf dem Weg ins Gefängnis verfing sich ein Kirschbaumzweig in ihren Kleidern. In der Zelle stellte sie ihn in einen Wasserkrug, wo er Knospen bildete, die am Tag ihres Todes erblühten. Deshalb wird am 4. Dezember, dem Todestag der Heiligen Barbara,  ein Kirschzweig in einer Vase aufgestellt.

Adventsbräuche: Der Heidelberger Weihnachtsmarkt mit seinen Ständen und Besuchern als Panoramaaufnahme.
Weihnachtsmärkte sind immer gut besucht. Die Besucher kaufen kleine Weihnachtsgeschenke oder treffen sich mit Freunden auf einen Glühwein.

Große und kleine Weihnachtsmärkte

Manche Adventsbräuche sind nur regional verbreitet, Weihnachtsmärkte in allen Größen gibt es allerdings in ganz Deutschland. Sie sind vorweihnachtlicher Treffpunkt, um mit Freunden, Familienmitgliedern oder Kollegen ein Glas Glühwein oder Punsch zu trinken. Zum ersten Mal wurde ein Weihnachtsmarkt im 13. Jahrhundert erwähnt. Damals wurden Körbe, handgearbeitetes Spielzeug, Gebäck und auf dem Markt rund um die Kirche verkauft.  Auch heute noch verkaufen viele Kunsthandwerker ihre Produkte auf Weihnachtsmärkten.

Fotos: Fotolia_eyetronic, Fotolia_Photo-SD, Fotolia_-Smileus, Fotolia_Claudia-Paulussen, Fotolia_Gina-Sanders, Fotolia_Smileus