Bauen mit Lehm liegt wieder im Trend. Der uralte natürliche Baustoff wird vor allem von Baufamilien mit hohen ökologischen Ansprüchen wiederentdeckt. Kein Wunder, denn Lehm beeindruckt mit vielen positiven Eigenschaften und ist vielfältig einsetzbar.
Der Baustoff aus der Natur
Das Rohmaterial entsteht durch Gesteinsverwitterung. Die Bestandteile sind Ton, Quarzkörner und weitere Verwitterungsreste wie Kalk oder Eisenverbindungen. Die Zusammensetzung ist sehr unterschiedlich und abhängig vom Entstehungsort. Lehm ist überall auf der Welt verfügbar und kann beliebig wiederverwendet werden. Ungeformte und geformte Lehmbaustoffe sind ein Gemisch aus Ton als Bindemittel und Schluff (Feinsand), Sand und Steinen als Füllstoffe. Durch die Zugaben wird Trockenschwindung und Rissbildung verhindert. Gemischt mit Wasser werden Lehmbaustoffe weich und formbar, durch Trocknung fest. Die Herstellung benötigt im Vergleich zu konventionellen Baumaterialien sehr wenig Energie.
Bauen mit Lehm hat viele Vorteile
Lehm gilt zu Recht als eines der ursprünglichsten Werkstoffe, geriet aber einige Zeit fast in Vergessenheit. Lediglich zur Konservierung von denkmalgeschützten Häusern wurde er weiter verwendet. Dabei sind die bauphysiologischen Eigenschaften von Lehm beeindruckend:
- Lehm sorgt für ein gesundes, stabiles Raumklima. Denn das natürliche Material besitzt die Fähigkeit Feuchtigkeit aufzunehmen, zu speichern und wieder abzugeben. Aus diesem Grund wird die Luftfeuchtigkeit im Raum ganz natürlich reguliert.
- Nicht nur Feuchtigkeit wird aufgenommen, sondern auch Gerüche und Schadstoffe.
- Besonders interessant für Allergiker: Lehm filtert Schadstoffe und Feinstaub aus der Luft.
- Das massive Material besitzt schalldämmende Eigenschaften.
- Lehm bietet optimale Wärmedämmung: Im Sommer kühl, im Winter warm. Außerdem verstärken natürliche Zusätze wie Stroh, Hanffaser oder Holzhäcksel die ursprünglichen Dämmeigenschaften.
- Ob als Mörtel oder Putz, in massiven Wandkonstruktionen oder zu Steinen geformt – Lehm ist vielfältig einsetzbar.
- Lehm konserviert Holz.
- Das natürliche Material besitzt gute Brandschutzeigenschaften.
- Die Verarbeitung ist staubarm. Im Gegensatz zu Kalk führt die Arbeit mit Lehm nicht zu Hautreizungen.
Lehm lebt
Das natürliche Baumaterial steht in Wechselwirkung zu seiner Umwelt. Deswegen sagen Fachleute: „Lehm atmet.“ Basis dafür ist die Fähigkeit Luftfeuchtigkeit aufzunehmen, zu speichern, zu filtern und abzugeben. Aber Lehm bewegt sich auch. Denn kurze Zeit nach der Verarbeitung verliert das Material an Volumen. Profis kennen den Effekt des „Sacken“ oder „Schwinden“ und kalkulieren ihn mit ein. Auch wenn Lehmarbeiten durchaus von Laien durchgeführt werden können, sollte auf den Rat eines Fachmanns nicht verzichtet werden. Denn Lehm reagiert je nach Zusammensetzung und Zusätzen sehr unterschiedlich. Außerdem ist in vielen Bereichen des Hausbaus eine kompetente Verarbeitung wichtig. Trocknet beispielsweise eine Lehmwand zu langsam, kann es zur oberflächlichen Schimmelbildung führen. Bauen mit Lehm benötigt daher spezielles Know-how. Wer die Lehmarbeiten trotzdem selbst ausführen möchte, sollte sich vorher in einem Lehmbau-Seminar schulen lassen. Mit dem nötigen Fachwissen und etwas handwerklichem Geschick können Bauherren dann viel in Eigenleistung ausführen und die Baukosten senken.
Bauen mit Lehm heute
Der natürliche Werkstoff entspricht dem Wunsch moderner Baufamilien: nachhaltig und ökologisch einwandfrei zu bauen. Dazu entwickeln sich mit Hilfe neuer Technologien ganz neue Möglichkeiten im Lehmbau. Ideal ist die Verbindung aus den ursprünglichen Eigenschaften des Baustoffes und den modernen Techniken und Verarbeitungen. Mittlerweile kommen vorgefertigte Lehmbauplatten im Trockenbauverfahren anstelle von Gipskartonplatten zu Anwendung. Besonders im Innenausbau wird Lehm sehr geschätzt. Lehmputze und Lehmfarben werden immer beliebter. Auch Fußboden- oder Wandheizungen lassen sich beim Bauen mit Lehm realisieren. Sogar ganze Häuser werden aus massiven Lehmziegeln und im Stampflehmverfahren gebaut. Große Dachüberstände, wasserfeste Fassadenfarbe oder Holzverschalungen schützen vor eindringender Nässe und Wasserschäden.
Bauen mit Lehm ermöglicht individuelle Lösungen. Architekten entdecken den Baustoff wegen seiner Formbarkeit und Anpassungsfähigkeit vermehrt für sich. Lehm erlebt eine Renaissance.
Fotos: Fotolia_Lehmbau_Christian-Hillebrand, Fotolia_Lehmau_crimson, Fotolia_pholidito, Fotolia_pedrosala, Fotolia_Lehmputz_pic-uniqueFotolia_Lehmabu_ExQuisine
Ich plane gerade meinen Hausbau und habe erfahren, dass ich hierfür einen Brandschutznachweis erbringen muss. Gut zu wissen, dass Lehm gute Brandschutzeigenschaften besitzt und sich somit gut für den Hausbau eignet. So nutze ich nicht nur die positiven Eigenschaften des Materials wie die staubarme Verarbeitung, sondern profitiere auch von einer erhöhten Sicherheit in Bezug auf Feuer.
Danke für diese Informationen zum Bauen mit Lehm. Ich wusste nicht, dass Lehmbauplatten mittlerweile teilweise statt Gipskartonplatten im Trockenbau eingesetzt werden. Das werde ich meinem Nachbarn erzählen, der gerade einen Umbau im Trockenbauverfahren plant.
Danke für den interessanten Beitrag über ökologisches Bauen. Meine Tante möchte eine Garage mit einem Hobbyraum darüber bauen lassen. Ich werde sie dabei tatkräftig unterstützen. Jetzt brauchen wir noch einen guten Anbieter für den Verkauf von Baumaterialien und es kann losgehen. Gut zu wissen, dass das Bauen mit Lehm wieder trendig ist und er für ein gesundes und stabiles Raumklima sorgt.
Wir möchten Lehm in unserem Haus verputzen lassen. Uns war unbekannt, dass Lehmputz gute Brandschutzeigenschaften besitzt. Wir werden ein Fachunternehmen um Hilfe bei der Verputzung fragen.