Die Digitalisierung hat sich in den letzten Jahren sowohl auf dem Arbeitsmarkt als auch bei uns zu Hause immer mehr ausgebreitet. Kein Tag vergeht ohne Internet, Computer oder Smartphone. Doch was auf dem Arbeitsmarkt und für die Wirtschaft eine große Chance ist, wirft auch bei vielen Fragen und Zweifel auf: Wohin soll die Digitalisierung noch führen? Macht sie uns freier oder schränkt sie uns doch eher ein, weil es nicht mehr ohne sie geht? Wir haben einen genaueren Blick darauf geworfen, was die Digitalisierung am Arbeitsplatz mit uns macht.

Digitalisierung beginnt im Kopf

Durch neue technische Errungenschaften ergeben sich auch neue Möglichkeiten. Wenn wir diese Möglichkeiten erst einmal verinnerlicht haben, ändert sich unsere gesamte Denk- und Arbeitsweise. Während sich vor einigen Jahrzehnten zum Beispiel häufig die Frage nach der Informationsbeschaffung stellte, wird heute einfach eine Suchmaschine gefragt. Wir müssen uns vielmehr damit beschäftigen, wie wir mit all den uns zur Verfügung stehenden Informationen umgehen und sie bestmöglich nutzen. Ähnlich ist es am Arbeitsplatz: Die moderne Technik bietet neue und innovative Ansätze, die vielen Unternehmen die Chance auf eine erfolgreiche Zukunft geben.

Kein Mangel an Informationen: Mann im Anzug und mit Brille steht neben einem Laptop und informiert sich im Internet.
An Informationen zu gelangen ist heute so einfach, wie nie zuvor in der Geschichte der Menschheit.

Digitalisierung: Manche Jobs fallen weg, neue entstehen

Aktuell haben in Deutschland so viele Menschen einen Job wie nie zuvor. Experten sind der Meinung, dass dies auch an der Digitalisierung liegt. So ist der digitale Wandel hierzulande Wachstumstreiber Nummer eins. Laut einer Bitkom-Studie verhielten sich viele Unternehmen noch in den vergangenen Jahren eher zurückhaltend. Inzwischen sehen aber mehr als 90 Prozent der befragten Betriebe in der Digitalisierung eine echte Chance, 76 Prozent haben eine digitale Strategie.

Moderne Technik: Junger Mann sitzt am Laptop und programmiert einen Computer, im Hintergrund baut ein Mann einen Rechner zusammen.
Jobchance dank Digitalisierung: Ohne die moderne Technik gäbe es viele Berufe gar nicht.

Durch die Digitalisierung werden ganze Geschäftsmodelle verändert und modernisiert. Manche werden aber auch komplett infrage gestellt. Besonders im Mittelstand, etwa im Maschinenbau und der Informationstechnik, ändern sich die Marktanforderungen. Neue Märkte tun sich auf. Durch das Internet haben Firmen viel näheren Kontakt zu ihren Kunden als vorher. Zugleich lassen sich durch die Digitalisierung Kosten einsparen.

Die Produktion läuft: Ein Mann mit oranger Sicherheitswester überprüft die Funktionstüchtigkeit einer Maschine.
In der Produktion laufen viele Prozesse längst automatisch und digital gesteuert ab. Doch wo Arbeitsplätze für Mitarbeiter wegfallen, entstehen auch neue: So müssen die hochtechnischen Maschinen programmiert, regelmäßig geprüft und gewartet werden.

Wo manche Tätigkeiten durch die Digitalisierung und die damit geänderten Arbeitsabläufe komplett wegfallen, entstehen jedoch auch neue Freiheiten und Jobchancen. Laut Bitkom benötigen beinahe 80 Prozent aller Betriebe mehr Personal mit Digitalkompetenz. Fachkräfte sind heiß begehrt. Hier können besonders Berufseinsteiger profitieren und auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen. Auf der anderen Seite müssen jedoch auch die älteren, häufig noch manuell arbeitenden Angestellten mitgenommen werden – etwa durch Umschulungen oder Seminare zum Thema Digitalisierung.

Arbeitstrends ändern sich

Ein weiterer Vorteil der Digitalisierung ist die zunehmende Flexibilität: Mitarbeiter profitieren von einer selbstbestimmten Arbeitsorganisation, wenn sie mobil arbeiten und ihre Arbeitszeiten flexibel einteilen können. Diese neue Freiheit kommt zum Beispiel berufstätigen Müttern zugute, die bei einem Notfall ihr Kind aus der Schule abholen können und die verpassten Stunden dann später einfach von zu Hause aus nacharbeiten.

Junge dunkelblonde Frau sitzt am Laptop und macht Home Office.
Home Office, mobile Arbeitsplätze, flexible Arbeitszeiten: Die Digitalisierung bringt Chefs und Mitarbeitern ganz neue Freiheiten.

Doch damit dieser Wandel passieren kann, sind zunächst einmal die Chefetagen gefragt – und dort ist man über den Freiheitsdrang der Mitarbeiter mitunter nicht immer erfreut. Viele Chefs fürchten, dass sich die Hierarchie innerhalb des Betriebs auflöst, wenn die Angestellten selbst entscheiden können, wann sie wie viel arbeiten. Manche Geschäftsführer stehen auch kurz vor dem Ruhestand, verfügen selbst über weniger digitales Wissen als ihre Mitarbeiter und fürchten sich vor neuen Strukturen. Hier raten Experten den betreffenden Unternehmen, sich Zeit zu nehmen und die Geschäftsabläufe kritisch zu hinterfragen. Sind angebotene Dienstleistungen und Produkte derzeit nachgefragt? Wie wird mit den Kunden kommuniziert – über eine Homepage mit Kontaktfeld, über die Sozialen Medien wie Facebook oder noch per Telefon und Brief? Wer hier Nachholbedarf erkennt, kann damit beginnen, nach (digitalen) Lösungen zu suchen.

Mehr Digitalisierung, weniger soziale Kontakte

Allerdings hat die Digitalisierung auch Schattenseiten, wie das Randstad Arbeitsbarometer von 2016 zeigt. So gaben 60 Prozent der befragten Angestellten an, überfordert zu sein, da aufgrund der Digitalisierung der Arbeitswelt spezielle Fähigkeiten gefragt wären, über die sie aktuell noch nicht verfügten. Zudem haben 51 Prozent von ihnen das Gefühl, selbst die Initiative ergreifen zu müssen, sich auf diesem Gebiet weiterzuentwickeln, um sich dadurch ihren Job zu sichern. Zwei Stressfaktoren, die den Arbeitsalltag mancher erschweren können.

Vernetzt: Mann mit Bart und blauem Hemd bedient ein Tablet.
Mit allen vernetzt und immer erreichbar: Digitaler Austausch geht schnell und ist praktisch – doch direkter Kontakt zu Kunden oder Arbeitskollegen wird seltener.

Hinzukommt, dass durch die zunehmende Technologisierung und Digitalisierung der Arbeitswelt auch die sozialen Kontakte im Job leiden. Statt ins Büro am Ende des Flures zu gehen, um den Kollegen um Rat zu fragen, wird schnell eine E-Mail geschickt. Statt Meetings finden Konferenzen via Skype statt. Dabei geben 90 Prozent der Befragten an, dass sie der Meinung sind, dass persönliche Meetings die beste Art und Weise der Interaktion innerhalb eines Unternehmens seien. 40 Prozent sagten aus, dass durch die moderne Technik der persönliche Austausch mit den eigenen Kollegen deutlich weniger geworden sei – in Bezug auf schwindenden persönlich Kontakt mit Kunden waren es sogar 55 Prozent. Hier sollten Chef und Angestellte ein gutes Mittelmaß finden, um in der digitalen Welt nicht sozial unterzugehen. Denn direkt und persönlich zu diskutieren, mit Idee zu jonglieren und sich auszutauschen, fördert nicht nur die Kreativität aller und setzt neue Impulse, sondern wirkt sich langfristig auch viel positiver auf der Betriebsklima aus.

Wenn Sie also das nächste Mal eine Frage an die Kollegin zwei Räume weiter haben, statten Sie ihr doch einfach einen Besuch ab und fragen Sie persönlich – sie wird sich mit Sicherheit darüber freuen.

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