Haben Sie sich auch schon gefragt, ob Hummeln stechen? Und was ist dran mit der Behauptung, dass Bienen nach einem Stich ihren Stachel verlieren und so unweigerlich sterben müssen? Wir klären Sie heute über die fünf häufigsten Insektenmythen auf.

Ist ein Hornissenstich gefährlich?

Meist hört man Hornissen, bevor man sie sieht: Ihr lautes Brummen und ihre gelb-schwarze Musterung lässt die meisten sofort an eine Wespe denken – in der Tat gehört die Hornisse zur Familie der Sozialen Faltenwespe. Durch ihre eindrucksvolle Größe wirkt sie häufig furchteinflößend, dabei sind Hornissen viel friedfertiger, als Sie vielleicht glauben. Wer in ihrer Nähe Störungen durch heftige Bewegungen sowie das Blockieren der Flugbahn und Erschütterungen ihres Nests vermeidet, hat kaum etwas zu befürchten. Denn Hornissen greifen niemals grundlos an und sind sogar scheuer als Honigbienen. Im Zweifel würden sie eher flüchten, als zum Angriff überzugehen.

Hornissen leben in Kolonien gemeinsam. Hier ist ein Hornissennest zu sehen, an dessen Äußeren zwei Tiere bauen.
Hornissen sehen furchteinflößend aus, genießen jedoch zu Unrecht einen schlechten Ruf.

Trotz ihrer Größe ist der Stich einer Hornisse für Menschen ohne Allergie nicht besonders gefährlich. Denn Hornissengift ist nicht giftiger als das von Bienen oder Wespen. Da der Stachel der Hornisse allerdings etwas länger und stärker ist als der von Bienen und herkömmlichen Wespen, wird er subjektiv häufig als schmerzhafter empfunden.

Was Sie bei einem Insektenstich tun können, erfahren Sie in unserem Beitrag „Was tun nach einem Insektenstich?“

Achtung: Wenn sich eine Hornisse in Ihre Wohnung verirrt, greifen Sie nicht direkt zur Fliegenklatsche, sondern versuchen Sie, das Tier mit einem Glas einzufangen und nach draußen zu bringen. Wegen akuter Bestandsgefährdung zählt die einheimische Hornisse nämlich zu den besonders geschützten Arten. Sie darf weder getötet noch ihr Nest zerstört werden. Möchten Sie ein Hornissennest an einer Stelle Ihres Gartens beseitigen, benötigen Sie dafür eine Genehmigung der Naturschutzbehörde.

Können Hummeln stechen?

Genau wie die Honigbiene gehört auch die Hummel zu den Stechimmen, deren liebstes Hobby ist es, Blüten zu bestäuben. Hummeln leben in Völkern – sie bilden während der warmen Jahreszeit sogenannte Sommerstaaten, die nur wenige Monate lang existieren. In Deutschland gibt es rund 30 Arten von Hummeln. Sie stehen jedoch  inzwischen aufgrund der modernen Landwirtschaft auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten. Deshalb sind Hummeln, wie alle Bienen, durch Bundesartenschutzverordnung und Bundesnaturschutzgesetz geschützt. Sie dürfen weder gefangen noch getötet oder ihre Nester zerstört werden. Dafür braucht es, genau wie bei der Hornisse, eine vorherige Genehmigung durch die Naturschutzbehörde.

Diese Hummel, die in einer pinken Gerbera den Pollen nascht, genießt zu Unrecht einen schlechten Ruf.
Rundlich, fleißig, sympathisch: Hummeln gehören in den Garten wie Bienen und Regenwürmer. Aber können Hummeln stechen?

Dass Hummeln nicht stechen können, ist allerdings ein weit verbreitetes Gerücht. Zwar haben die Arbeiterinnen nur einen schwach ausgebildeten Stechapparat, setzen diesen zur Abwehrreaktion aber auch ein – anders als Hummel-Drohnen, die über keinen Stachel verfügen. Bevor Hummeln stechen, warnen sie ihren Gegner allerdings. Dazu heben sie ihr mittleres Bein in Richtung des Angreifers. Nützt dies nichts oder ist die Bedrohung größer, drehen sich die Tiere auf den Rücken, strecken ihren Stechapparat in Richtung des Angreifers und brummen laut. Erst wenn auch diese Drohgebärden erfolglos sind, stechen oder beißen sie. Der Biss einer Hummel wird meist nur als kleines Zwicken wahrgenommen, während ein Stich und das dadurch eingespritzte Gift recht schmerzhaft sein können.  Juckreiz, Rötungen und Schwellungen sind die Folge. Das Gift es jedoch, ähnlich wie das von Bienen und Hornissen, für den Menschen meist harmlos (ausgenommen Allergiker).

Auch interessant: Ein weit verbreitetes Gerücht besagt, dass es nach den Gesetzen der Physik für Hummeln aufgrund ihres großen Körpers und ihrer vergleichsweise kleinen Flügel nicht möglich ist zu fliegen – sie es aber verblüffenderweise trotzdem tun. Das Gerücht kam dadurch zustande, dass die Flügel einer Hummel mit den starren Tragflächen von Flugzeugen verglichen wurden. Allerdings haben Hummeln sehr biegsame Flügel mit Gelenken, mit denen sie beim Flügelschlag Luftwirbel an der Flügelspitze erzeugen, wodurch es zum Auftrieb kommt. Ein Phänomen, das zum Beispiel auch bei einem Hubschrauber zu beobachten ist. Vergleicht man also die Hummel statt mit einem Flugzeug mit einem Hubschrauber, ist es gar nicht mehr so erstaunlich, dass sich das kleine pelzige Tier in die Lüfte erheben kann.

Sterben Bienen, wenn sie stechen?

Wenn eine Biene ein Säugetier oder einen Menschen sticht, stirbt sie tatsächlich. Grund dafür ist, dass ihr Stachel mit einem Widerhaken versehen ist, der in der Haut stecken bleibt. Versucht die Biene nach dem Stich, sich zu befreien, reißt sie sich selbst fast immer ihren gesamten Hinterleib heraus und stirbt aufgrund dieser Verletzung.

Bienen, wie diese, die gerade in einem rosa Blütenmeer Pollen sammelt, sind fleißige Tiere.
Bienen gelten im Gegensatz zu Wespen als fleißig, friedfertig und vergleichsweise ungefährlich. Doch stechen sie deshalb so selten, weil sie daran sterben würden?

 Anders verhält es sich übrigens, wenn sich die Biene gegen Artgenossen oder Vögel zur Wehr setzt – dann kann sie ihren Stachel mehrmals verwenden.

Ob Bienen wissen, dass sie sterben müssen, wenn sie einen Menschen stechen, ist nicht bekannt. Allerdings kommt es sehr selten vor, dass die friedfertigen Bienen einen Menschen attackieren. Meist stechen sie aus der Not heraus, wenn sie sich etwa in der Kleidung verfangen oder fürchten, zerdrückt zu werden.

Gut zu wissen: Nach einem Stich kann die mit Gift gefüllte Blase der Biene übrigens noch weiterpumpen, selbst wenn das Tier schon gestorben ist. Deshalb achten Sie darauf, den Stachel direkt nach dem Stich vorsichtig aus der Haut zu entfernen, ohne dabei die Giftblase zu drücken.

 Schadet es Schmetterlingen, wenn man ihre Flügel berührt?

Das stimmt so nicht. Auf den Flügeln der Schmetterlinge befinden sich sehr feine, wie Dachziegel angeordnete Schuppen, die nur über eine winzige Basis mit der Flügeloberfläche verbunden sind. Diese Schuppen können unterschiedlich geformt sein und enthalten Farbpigmente, die das Flügelmuster der Schmetterlinge bilden. Berührt man die Schmetterlingsflügel, können diese hauchzarten Schuppen leicht abfallen – wir nehmen die winzig-kleinen Schuppen dann als sogenannten Schmetterlingsstaub wahr. Allerdings stimmt es nicht, dass die Tierchen nach einer Berührung nicht mehr fliegen können. Im Laufe seines Lebens verliert ein Schmetterling auch auf ganz natürliche Weise Schuppen. Bei älteren Tieren wirken die Flügel dann blasser, man sagt auch, sie seien „abgeflogen“. Dennoch sollten Sie vermeiden, die zierlichen Luftakrobaten unnötig anzufassen. Denn die Schuppen sind innen hohl und mit Luft gefüllt und dienen dem Antrieb. Fehlen einige Schuppen, muss der Schmetterling also zum Fliegen mehr Energie aufwenden. Infolge dessen lassen seine Kräfte schneller nach, die Nahrungssuche wird mühsamer und der Schmetterling stirbt früher als seine Artgenossen.

Sollte sich also ein Schmetterling in ihre Wohnräume verirren, versuchen Sie am besten, ihn mit einem Glas einzufangen und nach draußen in die Freiheit zu entlassen. Wenn überhaupt, fassen Sie das Tier mit wenig Druck seitlich am Körper an, um ihm das weitere Leben nicht zu erschweren.

Ein Himmelsfalter sitzt auf der Hand eines Kindes. Seine blauen Flügel haben auf der Unterseite ein detailliertes Muster.
Der Himmelsfalter lässt sich an seiner blauen Färbung erkennen.

Stechen oder beißen Libellen?

Libellen sind schnell, größer als Fliegen oder Wespen und haben zudem einen langen schlanken Körper, an dessen Ende sich ein gut sichtbarer, beeindruckender Stachel befindet – Grund genug, den Tieren mit Respekt zu begegnen. Allerdings handelt es sich bei dem Stachel um den sogenannten Legestachel – eine irreführende Bezeichnung, da Libellen gar keinen Stachel besitzen. Bei genauerem Hinsehen erinnert der Stachel nämlich eher an die Zangen eine Ohrenkneifers. Der korrekte Begriff dafür lautet bei Libellen „Legebohrer“. Den benutzt die Libelle, um Pflanzen anzuritzen, damit sie ihre Eier hineinlegen kann. Einige Libellenarten sind dazu nicht in der Lage, sodass sie ihre Eier im Flug abwerfen.

Libellen wie diese Mosaikjungfer halten sich gerne in der Nähe von Gewässern auf.
Die blaugrüne Mosaikjungfer beeindruckt durch ihre bunte Färbung und ist eine der größten und bekanntesten Edellibellen in Deutschland.

Sie müssen also keine Angst vor einem Stich haben. Wenn sich Ihnen eine Libelle bis auf wenige Zentimeter nähert, ist das in den meisten Fällen übrigens kein Angriffsversuch, sondern beruht auf der angeborenen Neugier der Tierchen. Libellen, die zum Beispiel Ihren Gartenteich als ihr Revier auserkoren haben, möchten sich nur möglichst gut mit ihrer Umgebung vertraut machen.

In sehr seltenen Fällen können die recht großen Libellenarten allerdings beißen – meist dann, wenn die Tiere in Panik sind. Wenn Sie zum Beispiel eine Libelle mit bloßer Hand aus einem Spinnennetz befreien, kann es sein, dass sie dabei beißt. Dieser Biss ist zwar spürbar, jedoch nicht schmerzhaft und kann die menschliche Haut auch nicht durchdringen. Zwar zwickt es leicht, aber es wird weder Gift übertragen noch strömt Blut.

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