Ist das eigene Grundstück nicht vogelfreundlich genug oder woran liegt es, dass es diesen Winter so wenig Vögel im Garten zu sehen gibt? Vielleicht ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass in den vergangenen Wochen und Monaten anscheinend nicht so viele Vögel wie sonst im Garten nach Nahrung suchen. Das Vogelfutter bleibt liegen, die Meisenringe unangetastet. Auch beim deutschen Naturschutzbund NABU gab es in letzter Zeit ungewöhnlich viele Meldungen von Anwohnern, die sich wegen des vermeintlichen Vogelrückgangs sorgen. Wir haben recherchiert, was dran ist am Rückgang und welche Gründe es für das Fernbleiben der Vögel geben kann. Außerdem erhalten Sie Tipps, wie Sie Ihren Garten vogelfreundlicher gestalten können.

Weniger Vogelarten im ganzen Land

Vogelfreunde im ganzen Land berichten von leeren Futterhäuschen. Sie vermissen Blaumeisen, Buchfinken, Kohlmeisen und Amseln, die normalerweise bei kälteren Temperaturen in ihren Gärten auf Futtersuche gehen.

Vögel im Garten: Im Grünen sitzt ein Rotkehlchen auf einem Ast.
Wenn Rotkehlchen oder Blaumeise fernbleiben, fragen sich Vogelfreunde, woran das liegen könnte. Die Ursachen sind aber häufig weniger dramatisch, als befürchtet.

Wie der NABU berichtet, hat eine Auswertung von Daten des Beobachtungsportals Naturgucker bestätigt, dass es im November vergangenen Jahres zu deutlich weniger gemeldeten Vogelarten kam als noch im Vorjahr. Viele befürchten, dass die Vogelgrippe für die Rückgänge verantwortlich ist – diese greift allerdings nicht auf Singvögel über. Gründe für das Fehlen von Singvögeln im Garten gibt es verschiedene. So haben Waldbäume im letzten Jahr reichlich Samen entwickelt und können Meisen und Finken lange versorgen, sodass sie nicht in Gärten auf Nahrungssuche gehen müssen. Zudem kann es immer mal wieder passieren, dass in manchen Jahren Bruterfolge ausbleiben.

Bei nasskalter Winterung im Frühling und Frühsommer können heimische Gartenvögel weniger Jungen aufziehen – und das wirkt sich natürlich direkt auf die Vogelpopulation aus. Hinzu kommt, dass die meisten Vogelarten nicht den gesamten Winter an einem Ort bleiben, sondern umherziehen. So sind die Meisen, die im Sommer und Herbst beobachtet wurden, meist andere, als die, die im Winter in den Bäumen sitzen. Zudem kann es sein, dass eine Meisengruppe bereits weiter zieht, bevor die nächste eintrifft: Dann wirkt der Garten verwaist, obwohl er eigentlich ein Vogelparadies ist.

Mehr Vögel im Garten: So geht’s

Viele Gartenbesitzer genießen die Natur in ihrem Garten. Dazu gehören auch Tiere wie Bienen, Vögel und andere Nützlinge, die den Garten bevölkern. Hier einige Tipps, wie Sie Ihren Garten vogelfreundlich gestalten und zum Beispiel Singvögel dazu einladen, sich auf Ihrem Grundstück wohlzufühlen.

Vogel im Garten: Eine Kohlmeise hat sich ein Baumloch zum Nisten ausgesucht.
Die Kohlmeise ist in deutschen Gärten ein gern gesehener Gast.
  1. Je ruhiger der Garten, desto größer die Chancen, dass sich Vögel hier wohlfühlen. Deswegen ist es ratsam, ruhige und geschützte Ecken einzurichten, in denen Vögel  um Garten nisten können, ohne dass sie ständig von Menschen aufgeschreckt werden.
  2.  Grundvoraussetzung dafür, dass Vögel Ihren Garten freiwillig aufsuchen und gerne wiederkommen, sind gute Nistplätze. Im dichten Geäst von Hecken, Sträuchern oder Bäumen bauen Vogel bevorzugt ihre Nester. Damit der Garten vogelfreundlich wird, reichen Blumen und Stauden allein also nicht aus. Ist kein Platz für eine dichte Hecke, hängen Sie am besten Nistkästen auf. Achten Sie darauf, dass die Einfluglöcher nach Osten, also von der Wetterseite abgewandt, zeigen. Die Sonne sollte nicht zu sehr hinein scheinen. Außerdem sollten die Kästen sicher vor Katzen oder Mardern sein.
  3. Neben Nistplätzen ist Nahrung ist für Vögel im Garten besonders wichtig. Als natürliche Nahrungsquelle dienen Beerensträucher. Pflanzen Sie etwa Schlehen, Schwarzen Holunder, Traubenholunder, Berberitze, Schneeball, Liguster oder Weißdorn, um Singvögeln ein reichhaltiges Büffet zu bieten.
  4. Auch die schnell wachsende Vogelbeere oder Eberesche (Sorbus aucaparia) ist empfehlenswert: mehr als 60 verschiedene Vogelarten nutzen die Vogelbeere zum Nisten und ihre Früchte als Nahrungsquelle. Mit diesem Gewächs lassen sich fast garantiert mehr Vögel im Garten nieder. Übrigens: die kleinen roten Vogelbeeren sind, entgegen hartnäckiger Gerüchte, für den Menschen nicht giftig – sie schmecken wegen der enthaltenen Parasorbinsäure lediglich sehr bitter und sind roh deshalb nahezu ungenießbar.
  5. Die Vogelkirsche (Prunus avium) ist ein ebenfalls schnellwachsender Baum, der von vielen Vögeln bevorzugt wird. Auch die Vogelkirsche ist nicht giftig. Sie ist die Urform aller Süßkirschen, sind daher etwas kleiner und weniger süß als normale Kirschen. Lediglich die Kerne enthalten geringe Mengen des Gifts Amygdalin. Doch keine Sorge: selbst in  zerbissenen Kernen befindet sich nur sehr wenig Gift. Erst ab über 20 Kernen treten Vergiftungserscheinungen auf. Der schlechte Ruf der Vogelkirsche stammt übrigens daher, dass sie häufig mit der Tollkirsche verwechselt wird.
Vögel im Garten: Eine Amsel sitzt im Schnee bei altem Obst.
Vogelfreundlich: Ein gutes Nahrungsangebot lockt Vögel in Ihren Garten.
  • Auch Wildblumen können den Garten vogelfreundlich machen. Die Samen von heimischen Wildkräutern und –blumen wirken auf Vögel verlockend, dazu zählen etwa Nachtkerzen, Wegeriche, Brennnesseln und Johanniskraut. Mit anderen Gewächsen wie Fetthenne, Buddleja und Phlox lassen sich zudem Insekten und Raupen anlocken, die den Vögeln ebenfalls als Nahrungsquelle dienen.
  • Ein Gartenteich oder eine flache Vogeltränke wirkt einladend auf unsere gefiederten Freunde. Hier können sie nicht nur trinken, sondern auch baden. Das Wasser sollte in regelmäßigen Abstanden ausgetauscht werden, damit Parasiten und Krankheiten sich nicht ausbreiten können. Achtung: bei Frost besser kein Wasser anbieten. Vereiste Gefieder können bei Vögeln schnell zum Tod führen. Übrigens reinigen viele Vögel ihr Gefieder auch in feinem Sand. Bereits eine Sandmulde an einem sonnigen Platz ist ausgesprochen vogelfreundlich.
  • In den Wintermonaten, wenn hoher Schnee liegt und der Boden gefriert, haben es Vögel besonders schwer, ausreichend Nahrung zu finden. Deshalb gerne Trockenfutter im Vogelhäuschen deponieren oder Meisenknödel aufhängen, auf die die Wintervögel im Notfall zurückgreifen können. Wie Sie die Vögel im Garten richtig füttern, verraten wir Ihnen hier.
  • Herbstlichen Laubabfall wenn möglich nicht komplett entsorgen. In Laub und Ästen finden Vögel viele Kleintiere, die ihren Speiseplan erweitern.
  • Auch eine begrünte Hausfassade lockt Vögel an. Amseln lieben zum Beispiel Efeu, Knöterich oder Wilden Wein.
  • Vögel im Garten: Eine Blaumeise sitzt auf einem Ast vor weißem Hintergrund.
    Im Winter haben Blaumeisen und andere Singvögel es häufig nicht leicht, ausreichend Nahrung zu finden.
  • Pflanzen Sie zum Schutz der Vögel vor natürlichen Feinden wie Katzen, Mardern oder Raubvögeln auch Obst- oder Wildsträucher mit Dornen oder spitzen Blättern. Hierhin können Singvögel sich zurückziehen und Deckung suchen.
  • Ebenfalls wichtig: Verzichten Sie nach Möglichkeit auf chemische Pflanzenschutzmittel, da diese für Vögel im Garten giftig sein können.
  • Zählaktion „Stunde der Wintervögel“

    Der NABU hat im Rahmen der siebten jährlichen Mitmach-Aktion „Stunde der Wintervögel“ Gartenbesitzer, Vogelfans und Tierfreunde dazu aufgefordert, eine Stunde lang Wintervögel in ihren Gärten, auf dem Balkon, im Park oder am Futterhäuschen zu zählen und zu melden. Im Januar 2016 beteiligten sich über 93.000 Menschen an der Aktion und zählten insgesamt über 2,5 Millionen Vögel.

    Vögel im Garten: Familie beobachtet und zählt Wintervögel.
    Beobachten, notieren, mitteilen: Bei Zählaktion „Stunde der Wintervögel“ des NABU kann jeder teilnehmen.

    Im Januar 2017 haben sogar beeindruckende 103.977 Vogelfreundinnen und –freunde Vögel im Garten gezählt – so viele wie nie zuvor. Insgesamt wurden auf diese Weise 2,33 Millionen Wintervögel in Deutschland notiert. Hier zeigte sich, was viele schon befürchtet hatten: deutlich weniger Vögel kamen diesen Winter in die heimischen Gärten als noch im Jahr zuvor. Ein Beobachtungsrückgang von insgesamt 15 Prozent. Die Vogelarten, die sonst aus Skandinavien und Russland zu uns kamen, ließen sich in diesem Winter kaum blicken. Dazu zählen zum Beispiel die verschiedenen Meisenarten. Allerdings blieben die sogenannten Teil- und Kurzstreckenzieher (zum Beispiel Star, Amsel, Ringeltaube), die Mitteleuropa in der Regel in großer Zahl verlassen, dieses Mal eher hier. Weitere Ergebnisse zu der Zählaktion gibt es auf www.nabu.de.

    Fotos: Rotkehlchen, Kohlmeise @Frank Hecker Naturfotografie; Stieglitze @Buiten-beeld/Bart Wullings/Natureas Art; Amsel, Blaumeise @Frank Derer, NABU Zählaktion @Frank Hecker