Nachhaltiges Reisen, auch als sanfter Tourismus bekannt, liegt im Trend. Immer mehr Urlauber wollen die beeindruckende Natur fremder Länder erleben, ohne Spuren zu hinterlassen. Wer glaubt, „sanfter Tourismus“ bedeutet im Urlaub nur zu verzichten, irrt gewaltig. Das Gegenteil ist der Fall. Schon die bewusste Urlaubsplanung führt dazu, dass die Reise mittelmäßige Massenangebote an Erlebnissen übertrifft.

Sanfter Tourismus: Surfer mit Surfbrett vor einem VW-Bus schaut in die Wellen und die Sonne.
Wer auch in Zukunft im Urlaub unberührte Natur erleben und faszinierende Landschaften entdecken möchte, sollte auf Reisen möglichst wenig Spuren hinterlassen.

Was ist Sanfter Tourismus?

Im Gegensatz zu hartem oder Massentourismus, wollen sanfte Touristen so wenig wie möglich Spuren hinterlassen. Das gilt sowohl für die klimatischen Auswirkungen wie auch für die Konsequenzen für Land und Leute. Es ist eine Entscheidung für bewusstes Reisen mit viel Respekt und Wertschätzung für die Natur und fremde Kulturen.

Sanfter Tourismus beginnt bei der Wahl des Urlaubsortes

Touristen sind in vielen Ländern ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor. Doch Massentourismus schadet oft der Umwelt und der Kultur vor Ort.  Deshalb gilt: Hände weg von billigen All-inklusive-Angeboten. Von diesen günstigen Reisen profitieren die Menschen im Zielland selten. Auch große Hotelanlagen mit Poollandschaften und Golfanlagen in Ländern mit großer Wasserknappheit sind ökologisch nicht vertretbar. Buchen Sie lieber in kleinen Pensionen und essen Sie in einheimischen Restaurants. So kommt Ihr Geld den Menschen vor Ort zu gute. Außerdem lernen Sie Land und Leute, die Kultur und das regionale Essen besser kennen.

Haben Sie keine Zeit für langwierige Urlaubsplanung und wollen trotzdem nachhaltig reisen? Kein Problem. Es gibt mittlerweile viele Reiseanbieter, die sich auf sanften Tourismus spezialisiert haben. Gütesiegel wie TourCert, Blaue Flagge, CSR Tourism oder Viabono geben Orientierung.

Sanfter Tourismus: Junges Paar in Klappstühlen in einer Gebirgslandschaft neben dem Wohnmobil.
Es muss nicht immer ein Flug sein. Mit dem Wohnmobil reisen Sie entspannt und entdecken schon bei der Anreise ferne Länder.

Anreisen mit geringen CO2-Emissionen

Die An- und Abreise bestimmt den größten Teil des Klima-Fußabdruckes, den Sie mit Ihrer Reise hinterlassen. Lange Flüge sind Klimakiller. Überlegen Sie deshalb gründlich, ob es wirklich notwendig ist, zu fliegen. Das heißt nicht, Urlaub in Kassel statt in Kanada. Aber manche Ferienorte im Ausland lassen sich ebenso gut mit dem eigenen Auto, der Bahn oder noch besser, dem Reisebus erreichen. Dennoch: Je näher das Urlaubsziel, desto weniger Energie wird für die Anfahrt benötigt. Für bewusst Reisende beginnt der Urlaub schon mit der Anreise. Hier lassen sich bereits Kontakte knüpfen oder neue Eindrücke sammeln. Wichtig ist, Zeitdruck zu vermeiden. Dann können Sie auch unvorhergesehene Dinge, mit Gelassenheit begegnen.

Nehmen Sie sich für Flugreisen Zeit

Ist das Fernweh groß, lässt sich ein Flug trotz aller guten Vorsätze unter Umständen nicht vermeiden. In diesem Fall müssen Sie sich vom schlechten Gewissen nicht die Ferien verderben lassen. Kompensieren Sie den Flug durch überlegtes und umweltgerechtes Verhalten am Urlaubsort oder durch eine Spende bei atmosfair.de. Hier können Sie den CO2- Fußabdruckes Ihres Fluges berechnen und im Gegenwert dann Klimaschutzprojekte unterstützen.

Dennoch sollte ein Flug wohl überlegt sein. Fliegen Sie nicht für einen Tag zum Shoppen nach London. Wenn Sie sich für eine Flugreise entscheiden, dann bleiben Sie länger am Zielort und entdecken Sie das Land. So reduzieren Sie Emissionen und können gleichzeitig mehr erleben. Als Faustregel gilt: Flüge erst ab 700 km Entfernung mit einem Aufenthalt am Zielort von mindestens einer Woche.

Entdecken Sie neue Kulturen

Sanfter Tourismus fügt sich in das Urlaubsland, ganz ohne spezielle Freizeitparks oder Poolanlagen. Lernen Sie die Besonderheiten Ihres Urlaublandes kennen. Gibt es Sportarten, die Sie nicht kennen? Nutzen Sie auch die speziellen Transportmittel des Landes. Tuk Tuk oder Rikscha fahren ist ein tolles Erlebnis. Kommen Sie mit den Menschen in Kontakt. Fragen Sie nach Sehenswürdigkeiten und Orten, die Sie gesehen haben sollten. Von den Einheimischen erhalten Sie Geheimtipps, die sie in keinem Katalog finden werden. Zum Dank verhalten Sie sich bitte nicht wie ein Massentourist. Es ist spannend neue Sitten und Bräuche kennenzulernen und auszuprobieren. Erkundigen Sie sich, wie Sie sich beispielsweise auf Festen oder bei religiösen Stätten verhalten sollen. Fragen Sie auch, bevor Sie fotografieren.

Sanfter Tourismus achtet auf unbedenkliche Souvenirs. Junges Paar vor einem Stand mit Bernsteinketten, die problemlos gekauft werden können.
Fast jeder bringt Urlaubserinnerungen mit nach Hause. Doch Vorsicht: Für einige Souvenirs müssen bedrohte Tierarten und Pflanzen ihr Leben lassen.

Hände weg von gefährdeten Arten als Souvenirs

Ob Sanfter Tourismus oder Massentourismus – grundsätzlich gilt: Reiseerinnerungen von gefährdeten Tier-oder Pflanzenarten dürfen nicht gekauft werden. Elfenbein, Korallen, Schlangenleder, Felle oder auch lebende Tiere, manche Pflanzen und Hölzer unterliegen speziellen Ausfuhrbedingungen. Schon mit dem Kauf unterstützen Sie die Wilderer und machen sich strafbar. Der Zoll hat für Unwissenheit wenig Verständnis und reagiert mit harten Strafen. Schon der Kauf dieser Souvenirs ist weder dem Land noch den Tieren gegenüber wertschätzend. Soweit sollte es gar nicht erst kommen.

„Zukünftig wird es nicht mehr darauf ankommen, dass wir überall hinfahren können, sondern ob es sich lohnt, dort noch anzukommen.“

Schon 1908 kritisierte Hermann Löns die unüberlegte Reisefreude. In den Jahrzehnten danach boomte der Massentourismus. Die sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Folgen sind nicht mehr zu übersehen. Immer mehr Reisefreudige entscheiden  sich deshalb für nachhaltiges Reisen. Damit es sich in Zukunft weiterhin lohnt im Urlaubsparadies anzukommen.

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