Anna genießt den Blick auf den kristallklaren See. Auf der Wasserfläche glitzern die Sonnenstrahlen. Aber statt die Füße im Wasser baumeln zu lassen, klappt sie ihren Laptop auf und beginnt ihre E-Mails zu checken. Nach einem gesunden Frühstück und einer ausgiebigen Morgenroutine mit Yoga startet sie ihre Arbeitszeit entspannt zum selbstgewählten Zeitpunkt. Diese Woche arbeitet sie in Schweden. Am Montag geht es dann wieder zurück ins Büro nach Berlin. Darauf freut sie sich, denn die Hierarchien in dem mittelständischen Unternehmen sind flach, die Kolleg*innen wertschätzend und das Arbeitsklima ist wirklich gut.
Vor zwei Jahren hat Anna ihren Bachelor für Nachhaltigkeitsmanagement gemacht. Danach suchte sie gezielt nach Arbeitgeber*innen, der ihr flexible Arbeitszeiten und -orte ermöglicht. Anna liebt ihren Job, denn sie beschäftigt sich gern mit ökonomischen und ökologischen Themen und möchte gesellschaftlich Verantwortung übernehmen. Auch in ihrer Freizeit engagiert sie sich für den Klimaschutz, achtet dabei aber streng darauf, dass die Zeit für Freunde, Familie und für sie selbst nicht zu kurz kommt. Das Privatleben ist ihr sehr wichtig.
Anna hält sich selbst für ein typisches Beispiel der Gen Z. Sie empfindet das nicht als negativ, ganz im Gegenteil: Die neuen Ansprüche an die Arbeitswelt und Veränderungen der Arbeitsbedingungen sind für sie längst überfällig. Ihrer Meinung nach hat die Digitalisierung viele positive Möglichkeiten geschaffen, die für eine bessere Work-Life-Balance genutzt werden sollten. Ihre Generation wird die Arbeitswelt in Zukunft verändern – zum Positiven und dazu möchte Anna beitragen.
Gesundheits- und umweltbewusst, technik-affin und auf der Suche nach Sinnhaftigkeit: Mit diesen Eigenschaften lassen sich Mitglieder der Generation Z wie Anna umschreiben. Die Generation Z, auch bekannt als Post-Millennials, umfasst junge Erwachsene, die zwischen 1997 und 2012 geboren sind. Diese Generation stellt die Arbeitswelt auf den Kopf und sorgt in sozialen Netzwerken wie LinkedIn für interessante und kontroverse Diskussionen. Sie hat ihre eigenen Vorstellungen von Arbeit und Karriere, die sich von früheren Generationen stark unterscheiden. Ältere Kollegen sind häufig irritiert über den ganz anderen frischen Wind, den die jungen Kollegen mit viel Selbstbewusstsein in die Unternehmen bringen. Klassische Führungsmodelle müssen neu durchdacht werden, denn Hierarchien, steile Karrierewege und traditionelle Anreize wie hohe Gehälter oder Status interessieren die jungen Erwachsenen nicht mehr.
Wie auch bei den Babyboomern steht bei den jungen Erwachsenen der Gen Z materieller Wohlstand an erster Stelle. Gleichzeitig sind flexible Arbeitsbedingungen und einer ausgewogene Work-Life-Balance ausschlaggebende Faktoren bei der Entscheidung für ein Jobangebot. Sie legen großen Wert auf Work-Life-Integration und bevorzugen es, von überall aus arbeiten zu können. Tägliche Büropflicht von 07:00 bis 17:00 Uhr ist für die GenZ ein Graus. Sie möchten Flexibilität und selbst entscheiden, wann und wo sie produktiv sind. Deshalb schätzen sie Unternehmen und Arbeitgeber*innen, die ihnen die Möglichkeit bieten, ihre Karriere mit ihren persönlichen Interessen und Leidenschaften zu verbinden.
Das Beispiel von Anna macht es deutlich: Im Gegensatz zu früheren Generationen ist die Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit für die Generation Z ausgesprochen wichtig. Routinejobs, die die Welt nicht verbessern, sind für 18- bis 25-Jährige nicht attraktiv. Sie hinterfragen ihre Aufgaben und Arbeitsweisen und wollen verstehen, warum sie etwas tun. Das klingt natürlich sympathisch, kann aber im Arbeitsalltag und im Umgang mit erfahrenen Kolleg*innen und eingespielten Routinen durchaus anstrengend werden. „Erkennen die jungen Frauen und Männer aber den Sinn ihrer Arbeit, punkten sie mit hoher Leistungsbereitschaft und viel Engagement“, weiß Petra Timm von Randstad. „Deshalb wollen viele Unternehmen eben genau diese Generation als Arbeitnehmer*innen gewinnen.“
Generation Z: frischer Wind für die Arbeitswelt
Von wegen verwöhnt: Die Generation Z bringt eine Reihe von Vorteilen für den Arbeitsmarkt mit sich, die es so bei anderen Generationen noch nicht gab.
Unschlagbare Eigenschaften: Flexibilität und hohe Anpassungsfähigkeit
Die Generation Z ist es gewohnt, in einem sich schnell verändernden Umfeld zu arbeiten, da sie in einer Zeit aufgewachsen ist, in der sich die Technologie rasant entwickelt hat. Sie hat eine hohe Anpassungsfähigkeit und ist bereit, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Diese Eigenschaft ist für Unternehmen, die sich schnell auf Veränderungen einstellen müssen, ein beachtlicher Vorteil, da die Generation Z in der Lage ist, schnell auf neue Technologien oder Verfahren zu reagieren.
Gen Z im Beruf: Technologie-Affinität wie keine Generation davor
Handy oder das Tablet sind immer dabei und gehören zu ihrem Leben. Damit können E-Mails schnell gelesen und Aufgaben jederzeit und effizient dank neuester Tools und Apps erledigt werden. „Die Gen Z ist mit dem Internet aufgewachsen und macht keinen großen Unterschied zwischen der physischen und digitalen Welt. Sie sind außerordentlich gut vernetzt und haben eine natürliche Affinität zu digitalen Geräten und Anwendungen,“ erklärt Petra Timm. Arbeitgeber*innen können von der digitalen Kompetenz der Generation Z in jeder Hinsicht profitieren.
Anna hat beispielsweise schon in der dritten Klasse ihr erstes Handy bekommen. Das Internet war ihr auch sehr früh eine gute Unterstützung beim Lernen. In Zeiten von ChatGPT und digitalen Arbeitsprozessen ist die digitale Kompetenz und die ständige Suche nach neuen Möglichkeiten, wie Anna sie mitbringt, ein großes Plus in jedem Unternehmen. „Die jungen Erwachsenen können mit neuen Technologien schnell umgehen und bereichern jedes Unternehmen. Auf diesen Gebieten können die älteren Mitarbeiter*innen von den Jüngeren lernen“, weiß Petra Timm. „Wichtig ist, dass Arbeitgeber den Austausch der Generationen im Unternehmen fördern. Dadurch entsteht auch viel mehr Verständnis füreinander im Team.“
Gebildete Arbeitnehmer*innen mit neuen Perspektiven
Die Generation Z ist die am besten gebildete und die vielfältigste Generation bis heute. Sie sind open-minded und deutlich toleranter als ältere Generationen. Gendern und Gleichberechtigung sind für sie Selbstverständlichkeiten. „Die Post-Millennials bringen eine Vielzahl an kulturellen und ethischen Perspektiven mit, die für Unternehmen von Vorteil sind. Eine inklusive Arbeitsumgebung, die Vielfalt und Unterschiede schätzt, führt nachweislich zu einer höheren Motivation und Zufriedenheit der Mitarbeiter*innen, was wiederum die Leistung und den Erfolg des Unternehmens beeinflusst“, erklärt Arbeitsmarktexpertin Timm. Viele Mitglieder der Generation Z haben außerdem eine internationale Perspektive – meist durch persönliche Erfahrungen auf Reisen oder durch den Online-Austausch mit Menschen aus aller Welt.
Anna hat vor ein paar Monaten auf einer Reise den jungen Franzosen Jean kennengelernt. Er arbeitet als IT-Berater und zeigte Anna spannende neue Technologien zur Bewältigung der Klimakrise. Einige der neuen Ansätze konnte Anna bereits an ihrem Arbeitsplatz mit einbringen. Die beiden tauschen sich über soziale Netzwerke weiterhin aus. Anna hat festgestellt, dass Jean viel selbstverständlicher mit neuen Technologien umgeht.
Der globale Blick über den Tellerrand bringt nicht nur neue Impulse, sondern auch ein Verständnis für andere Menschen und Kulturen. Soziale Gerechtigkeit und Diversity sind sehr wichtige Themen für die jungen Erwachsenen. Sie gehen im Berufsalltag äußerst selbstverständlich mit der ethnischen und geschlechtsspezifischen Vielfalt um und genießen die Gedankenvielfalt. Allerdings stellen sie an Arbeitgeber*innen hohe Erwartungen, Vielfalt und Inklusion zu fördern. Sie möchte in einer Umgebung arbeiten, in der alle Menschen willkommen sind.
Unternehmen haben mittlerweile erkannt, dass sie davon profitieren. Mitarbeiter*innen mit unterschiedlichen Hintergründen präsentieren oft unterschiedliche Lösungswege und neue Perspektiven. Erfahrungen haben gezeigt, dass gemischte Teams die Produktivität erhöhen und häufig einen deutlichen Wettbewerbsvorteil mit sich bringen.
Eine globale Perspektive trägt zudem zu einem besseren Verständnis für die Bedürfnisse und Wünsche internationaler Kund*innen bei oder dazu, dass Unternehmen ihre Angebote an diesen ausrichten.
Gen Z will arbeiten, nur flexibler und freier
Tatsächlich wünschen sich junge Frauen und Männer der Gen Z einen sicheren Arbeitsplatz, um sich mit ihren Werten, Kompetenzen und Interessen einbringen zu können. Aber ein enges Arbeitskorsett werden sie nie tragen. Sie möchten sich ständig weiterentwickeln und -bilden. Dabei scheuen sie keine Arbeit – wenn diese für sie Sinn ergibt. Dass die jungen Kolleg*innen oft an ihrem Smartphone sind, irritiert ältere Generationen wie die Babyboomer. Für die Gen Z gehört das Handy jedoch zum Alltag. Sie nutzen es, um Lösungen zu finden, neues Wissen zu erlangen oder relevante Kontakte über Facebook, Instagram oder LinkedIn zu knüpfen. Die schnelle und häufige Handynutzung ist also durchaus positiv.
Es gibt viele Diskussionen und Vorteile über die Gen Z. Wenn Babyboomer im Arbeitsalltag auf die Gen Z treffen, kann es manchmal kompliziert werden. Deshalb ist eine kommunikative Unternehmenskultur wichtig, um die Potenziale aller Generationen im Team zu nutzen. Gelingt in Zukunft der wertschätzende Austausch miteinander, werden am Ende alle davon profitieren: Die Jungen von den Erfahrungen der Älteren und die Erfahrenen von den neuen Ideen der jungen Generation.
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