Viele Arbeitnehmer beschreiben den Moment, in dem sie eine Kündigung ihres Arbeitsplatzes erhalten haben, als schwere Erfahrung. Sogar wenn die Betroffenen bereits mit der Kündigung gerechnet hatten, fühlten sie sich unsicher, schlecht, frustriert oder auch wütend. Dies ist durchaus verständlich, wenn man bedenkt, welchen Stellenwert Arbeit in unserem Leben und unserer Gesellschaft einnimmt. Der Moment, in dem Sie das Kündigungsschreiben zum ersten Mal lesen, kann sehr einschüchternd sein. Doch sind die Sorgen und Ängste immer berechtigt?

Kündigung im Job: Die Identität gerät ins Wanken

junge Frau sitzt verzweifelt am Schreibtisch und vergräbt ihr Gesicht in den Händen. Umgang mit Kündigung im Job
Nach dem ersten Schrecken einer Kündigung können sich neue, spannende Wege für Ihre berufliche Zukunft eröffnen.

Viele von uns definieren sich über ihre Arbeit. Der Job ist nicht nur eine Einkommensquelle, sondern auch ein Teil unserer Identität. Wenn der Arbeitsplatz plötzlich gekündigt wird, kann das zu einer Krise des Selbstbildes führen. Für etliche Menschen stellt der Beruf weit mehr dar als bloß die tägliche Routine oder die Aufgaben, die er umfasst. Er verkörpert unsere Ambitionen, unseren Bildungsweg, unsere Fähigkeiten und oft auch unsere Leidenschaften.
Die tiefgreifende Verbindung zwischen Arbeit und Identität wird oft dadurch deutlich, wie wir uns vorstellen oder über uns sprechen. „Ich bin Lehrer“, „Ich bin Ingenieur“ oder „Ich bin Künstler“ – solche Aussagen spiegeln nicht nur unseren Beruf, sondern auch, wie wir uns in der Welt positionieren und wie wir von anderen wahrgenommen werden möchten.

Kündigung als Krise: Wenn der Job mehr ist als die Arbeit

Wenn diese berufliche Identität durch eine Kündigung des Jobs oder einen anderen unerwarteten Karriereumschwung plötzlich wegbricht, stehen viele vor einer ernsthaften Identitätskrise. Es ist nicht nur die Angst vor finanzieller Unsicherheit, die belastet, sondern auch das Gefühl des Wertverlusts und der fehlenden Richtung. Dieser Verlust des Arbeitsplatzes kann vergleichbar sein mit dem Gefühl, einen geliebten Menschen oder einen Lebenspartner zu verlieren. Das Selbstvertrauen kann erschüttert werden und Fragen wie „Wer bin ich jetzt?“ oder „Was definiert mich als Person?“ können in den Vordergrund treten.

Diese Selbstzweifel und Unsicherheiten können tiefgreifend sein und sich in verschiedenen Lebensbereichen bemerkbar machen. Manche ziehen sich sozial zurück, Andere suchen nach neuen Wegen, um Sinn und Zweck in ihrem Leben zu finden. „Es ist ein Prozess des Neudefinierens und der Wiederentdeckung, der sowohl Herausforderungen als auch Chancen birgt. “ weiß Petra Timm, Pressesprecherin des Personaldienstleisters Randstad. Ihr Tipp für Betroffene: „Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass, obwohl Arbeit ein bedeutender Teil unserer Identität sein kann, sie nicht unser gesamtes Selbst ausmacht. Es gibt viele Facetten im Leben, die uns definieren und Wert geben, jenseits der beruflichen Rolle, die wir annehmen.“

Finanzielle Folgen der Kündigung

Die Furcht vor einer Kündigung entsteht natürlich auch durch die wirtschaftliche Unsicherheit, die sie mit sich bringt. Die meisten Menschen haben feste finanzielle Verpflichtungen wie Mieten, Hypotheken oder Schulden, und der Verlust des regelmäßigen Einkommens kann daher beängstigend sein. Außerdem kann eine Kündigung des Arbeitsplatzes auch dazu führen, dass man keinen Zugang mehr zu bestimmten arbeitgeberfinanzierten Leistungen hat, wie zum Beispiel einer betrieblichen Altersvorsorge oder einer Krankenversicherung, was zusätzliche finanzielle Belastungen mit sich bringen kann. Nicht zu unterschätzen ist auch die soziale Dimension: Arbeit ist nicht nur ein Ort der Produktivität, sondern auch ein sozialer Raum. Der Verlust des Arbeitsplatzes kann den Verlust von Kollegen, Freunden und einem täglichen Routinerahmen bedeuten.

Kündigung des Jobs: Chance für den Neuanfang

junger Mann freut sich über eine positive Mail, wegen seines Jobs.Umgang mit Kündigung im Job
Eine berufliche Pause bietet oft Gelegenheit zum persönlichen Wachstum.

Trotz dieser sehr realen Ängste und Sorgen hat die Erfahrung einer Kündigung nicht nur negative Aspekte. Es gibt auch positive Seiten, die oft übersehen werden. Eine Kündigung kann beispielsweise die Tür zu neuen Möglichkeiten öffnen. „In vielen Fällen ist die Kündigung des Arbeitsplatzes für Arbeitnehmende eine Chance, neue Fähigkeit zu erlernen, in eine andere Branche zu wechseln oder sogar ein eigenes Unternehmen zu gründen.“ erklärt Petra Timm von Randstad.

Herausforderungen, so schwierig sie auch sein mögen, bieten oft Gelegenheiten zum persönlichen Wachstum. Der Umgang mit der Unsicherheit und der Wandel nach einer Kündigung können Resilienz, Anpassungsfähigkeit und Selbstkenntnis fördern. Eine unfreiwillige Pause kann auch eine Gelegenheit sein, innezuhalten und darüber nachzudenken, was man wirklich im Leben will. Vielleicht war der Job, den man verloren hat, nicht wirklich das, was man in der Tiefe seines Herzens tun wollte.

Immer mit der Ruhe: Die ersten Schritte nach der Kündigung

Wenn Sie die Nachricht von Ihrer Kündigung erhalten, kann es schwierig sein, ruhig zu bleiben. Es ist jedoch wichtig, einen kühlen Kopf zu bewahren und die richtigen Schritte zu unternehmen. Jetzt heißt es, tief durchzuatmen und vor allem: nichts zu unterschreiben, da eine fehlerhafte Kündigung durch Ihre Unterschrift trotzdem wirksam werden kann.

Der erste Schritt besteht darin, Ihre Kündigung und Ihren Arbeitsvertrag gründlich zu überprüfen. Hat die Kündigung die richtige Form? Ist sie schriftlich, handschriftlich unterschrieben und enthält sie die korrekte Kündigungsfrist? Sind die Gründe genannt und stichhaltig? Bei der Überprüfung ist es oft ratsam, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Suchen Sie Hilfe beim Betriebsrat, bei Gewerkschaften oder bei einem Anwalt für Arbeitsrecht, insbesondere wenn der Verdacht besteht, dass die Kündigung unwirksam sein könnte.

Es ist wichtig, nicht zu lange zu warten, da eine Kündigungsschutzklage beim Arbeitsgericht innerhalb von drei Wochen erhoben werden muss. Die Frist beginnt, sobald der Kündigungsbrief im Briefkasten landet.

Wenn Ihr Arbeitgeber Ihnen jedoch keinen Kündigungsbrief, sondern einen Aufhebungsvertrag mit einer Abfindung anbietet, sollten Sie gut überlegen, ob Sie das Angebot annehmen. Petra Timm, rät Arbeitnehmern in diesem Fall zur Vorsicht. Denn wenn Sie einen Aufhebungsvertrag unterschreiben, verursachen Sie die Arbeitslosigkeit selbst, und das Arbeitslosengeld wird deshalb für drei Monate gesperrt. Die Abfindung muss also mindestens so hoch sein, dass sie diesen Verlust ausgleicht.

Kündigung ist nicht gleich Kündigung

Es gibt verschiedene Gründe und Arten von Kündigungen, die unterschiedliche Konsequenzen für Ihre berufliche Zukunft haben können.

Die betriebsbedingte Kündigung
…ist die häufigste Form der ordentlichen Kündigung. Sie tritt auf, wenn ein Unternehmen Stellen abbauen muss, etwa weil es wirtschaftlich schwierige Zeiten durchmacht oder bestimmte Aufgaben an einen Dienstleister auslagert. In der Regel erhalten die betroffenen Mitarbeiter eine Abfindung, und diese Art der Kündigung gilt bei der Arbeitssuche nicht als Nachteil, da kein eigenes Fehlverhalten zugrunde liegt.

Die verhaltensbedingte Kündigung
Anders sieht es bei der verhaltensbedingten Kündigung aus. Hier sind es Verhaltensweisen des Mitarbeiters, die zur Kündigung führen. Beispiele sind ständiges Zuspätkommen, Arbeitsverweigerung oder auch Alkoholkonsum am Arbeitsplatz. In extremen Fällen kann es sogar zu einer fristlosen Kündigung kommen, beispielsweise bei Diebstahl oder sexueller Belästigung.

Die personenbedingte Kündigung
Die dritte Kategorie ist die personenbedingte Kündigung. Diese tritt ein, wenn der Arbeitnehmer die Arbeit zwar gerne machen möchte, aber aus bestimmten Gründen nicht kann. Ein gewichtiger Grund ist eine schwere und anhaltende Krankheit. Petra Timm von Randstad weist darauf hin, dass die Voraussetzungen für eine krankheitsbedingte Kündigung jedoch streng sind. So muss die Arbeitsleistung dauerhaft nicht erbracht werden können, wie etwa bei einem Verkäufer mit chronischen Rückenschmerzen. Selbst in solchen Fällen muss der Arbeitgeber zunächst prüfen, ob es im Unternehmen eine besser geeignete Stelle für den betroffenen Mitarbeiter gibt.

Kündigungsschutz – für wen gilt er?

schwangere Frau sitzt im Büro am Schreibtisch und telefoniert
Umgang mit Kündigung im Job
Schwangere und Eltern in Elternzeit genießen einen Sonderkündigungsschutz.

In Deutschland sind Arbeitnehmer durch das Kündigungsschutzgesetz vor willkürlichen Kündigungen geschützt. Dieses Gesetz besagt, dass Arbeitgeber nur aus bestimmten Gründen kündigen dürfen. Allerdings greift dieser Schutz nicht sofort für alle Arbeitnehmer. Er gilt zunächst in Unternehmen mit mehr als zehn Mitarbeitern und auch nur für diejenigen, die bereits länger als sechs Monate im Unternehmen beschäftigt sind. Vor dieser Wartezeit kann das Arbeitsverhältnis ohne Angabe von Gründen mit einer Frist von zwei Wochen beendet werden.

Es gibt auch Personengruppen, die besonders schutzbedürftig sind und daher einen erweiterten Kündigungsschutz genießen. Dazu gehören Schwangere und Eltern in Elternzeit. Auch Betriebsratsmitglieder haben einen besonderen Schutz. Sie vertreten die Interessen der Belegschaft gegenüber der Geschäftsführung und könnten daher in Konflikte geraten. „Wenn der Betrieb sie einfach entlassen könnte, wäre ihre Funktion ausgehebelt“, erklärt Petra Timm, Pressesprecherin des Personaldienstleisters Randstad. Arbeitnehmer mit Schwerbehinderung sind besonders schutzwürdig. Wenn ein schwerbehinderter Arbeitnehmer gekündigt werden soll, muss das Integrationsamt zustimmen.

Professionelle Tipps für das Verhalten bei einer Kündigung       

„Inmitten dieser turbulenten Zeit nach einer Kündigung kann es schwer sein, sich darauf zu konzentrieren, was als Nächstes zu tun ist,“ weiß Petra Timm. Für Arbeitnehmer ergeben sich aus einer Kündigung sowohl Rechte als auch Pflichten, die es zu beachten und einzuhalten gilt. Sie empfiehlt, folgende Tipps zu berücksichtigen, um Ihre Interessen zu schützen und Ihren rechtlichen Verpflichtungen nachzukommen.

1. Verstehen Sie Ihre Rechte
Ein häufiges Missverständnis ist, dass nach einer Kündigung grundsätzlich eine Abfindung gezahlt wird. Das stimmt allerdings nicht immer. Das gesetzliche Anrecht auf Abfindung gibt es nur bei betriebsbedingten Kündigungen, und auch dann ist die genaue Höhe nicht vorgeschrieben. Es ist jedoch üblich, ein halbes bis ganzes Brutto-Monatsgehalt pro Beschäftigungsjahr im Unternehmen zu erhalten. Die genaue Höhe ist jedoch Verhandlungssache.

Wenn Sie jedoch Formfehler in Ihrer Kündigung finden und mit einer Klage vor dem Arbeitsgericht drohen, kann dies Ihre Verhandlungsposition stärken.

2. Erfüllen Sie Ihre Pflichten
Ihre wichtigste Pflicht nach der Kündigung ist es, sich sofort bei der Arbeitsagentur zu melden. Nur wenn Sie sich sofort arbeitssuchend melden, können Sie eine Sperrfrist beim Arbeitslosengeld vermeiden. Darüber hinaus sind Sie verpflichtet, Ihre Arbeit bis zum Ende der Kündigungsfrist weiter zu erledigen, auch wenn die Motivation dazu nachlassen könnte. Alles andere wäre Arbeitsverweigerung und kann zu Problemen führen.

3. Bleiben Sie professionell
Es ist wichtig, die verbleibende Zeit im Unternehmen mit Anstand zu bewältigen. Auch wenn Enttäuschung und Wut verständlich sind, ist es empfehlenswert, höflich zu bleiben. Sie werden wahrscheinlich ein positives Arbeitszeugnis erwarten und Sie könnten auch in der Zukunft auf ehemalige Kollegen oder Vorgesetzte treffen. Es ist gut, wenn Sie sich dann noch in die Augen schauen können.


Karriere-Tipps mit Petra Timm:
Insiderwissen für Ihren beruflichen Erfolg

In unserer Rubrik teilt Petra Timm, Director Group Communications der Randstad Gruppe Deutschland, wertvolle Expertentipps und Informationen aus der Berufswelt. Mit ihrer langjährigen Erfahrung in der internen und externen Kommunikation versteht Petra Timm die Bedeutung einer starken beruflichen Präsenz und eines gelungenen Karrierewegs.

In dieser Rubrik können Sie von dem Fachwissen profitieren und wertvolle Einblicke in die Arbeitswelt gewinnen. Ob es um Tipps für Bewerbungen und Vorstellungsgespräche geht, um die Entwicklung beruflicher Fähigkeiten oder um die Förderung eines positiven Arbeitsumfelds – Petra Timm teilt ihr Insiderwissen, um Ihnen dabei zu helfen, Ihre beruflichen Ziele zu erreichen.


Fotos: Randstad/adobestock/Tetiana, Randstad/adobestock/wuttischaik, Randstad/adobestock/stephanie eichler