Gesünder und besser schlafen dank geöffnetem Fenster? Wir haben näher recherchiert und prüfen, was dran ist an diesem Mythos.
Schlafen mit offenem Fenster gilt vor allem deshalb als gesund, da wir statt verbrauchter Raumluft die ganze Nacht über kontinuierlich mit frischer Luft versorgt werden. Aber hilft dies tatsächlich, um besser zu schlafen? Und tun die niedrigen Temperaturen des Nachts der Gesundheit überhaupt gut?

Brünette Frau liegt sich im weiß bezogenen Bett und hat sich die Bettdecke bis über die Nase hochgezogen.
Mit bis zur Nasenspitze hochgezogener Decke lässt sich Kälte im Schlafzimmer besser ertragen. Aber wird der Schlaf dadurch automatisch auch besser und gesünder?

In überheizten Räumen schläft es sich schlecht

Es ist wahr, dass wir in überheizten, stickigen Räumen meist nicht gut schlafen. Wer das Gefühl hat, befreit atmen zu können, kann besser schlafen und sich somit auch besser erholen. Zu kalt sollte das Schlafzimmer dennoch nicht sein. Denn nachts senkt der Körper die Temperatur automatisch ab – wenn er mit einer Decke gewärmt wird, kann theoretisch aufs Heizen im Schlafzimmer verzichtet werden. Schlafmediziner empfehlen allerdings 16 bis 18 Grad als gesunder Schlaftemperatur, weshalb es im Winter manchmal doch ratsam ist, die Heizung einzuschalten. Alles unter 16 Grad empfinden viele als zu kalt, und wer friert, schläft schlecht. Besonders die Füße sollten es für einen wohlig-erholsamen Schlaf warm haben. Als Faustregel bei der Schlaftemperatur gilt: Um besser schlafen zu können, sollte man weder schwitzen noch frieren. Wenn Ihnen also nachts zu kalt oder zu warm ist, können Sie, anstatt mehr oder weniger zu heizen, auch erst einmal mit der Art des Bettzeugs und Ihrer Schlafbekleidung variieren, um Ihre individuelle, bestmögliche Schlaftemperatur zu finden.

Hartnäckig hält sich seit jeher das Gerücht, dass eisige Kälte im Schlafzimmer das Immunsystem stärkt und so auch Erkrankungen vorbeugt. Man soll mit der Zeit „abhärten“. Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es bis heute jedoch keine Anhaltspunkte für diese Theorie.

Besser schlafen durch frische Luft die ganze Nacht?

Ein weiteres, weit verbreitetes Gerücht besagt, dass dem Schlafenden am besten permanent frischer Sauerstoff zugeführt werden sollte. Um genügend Sauerstoff für die Nacht zu Verfügung zu haben, ist es allerdings ausreichend, vor dem Schlafengehen einmal gründlich durchzulüften. Um es zu verdeutlichen: ein 15 m² großes Schlafzimmer enthält ungefähr 9.000 Liter Sauerstoff – ein Mensch verbraucht jedoch nur etwa 10 Liter pro Stunde. Statt unnötigerweise zu frieren, schließen Sie also besser über Nacht das Fenster: es ist genug Sauerstoff und frische Luft vorhanden.

Eine Hand öffnet ein Fenster.
Frische Luft ist gesund, doch lüften Sie im Winter lieber bewusst statt permanent.

Falls Sie Kinder oder sogar ein Baby haben, sollten Sie auf dauerhaft gekippte Fenster lieber verzichten. Mediziner raten auch hier zu regelmäßigem Stoßlüften. Achten Sie zudem darauf, dass Wiege oder Kinderbett keiner Zugluft ausgesetzt sind – dies gilt übrigens auch für Erwachsene. Wer im Luftzug schläft, riskiert nicht nur Erkältungskrankheiten, sondern auch Unterkühlungen und schmerzhafte Muskelverspannungen – sowohl im Sommer als auch im Winter.

Ein insgesamt besseres Wohnklima?

Viele hoffen, dass die Zufuhr frischer Luft das Wohnklima verbessert. Jedoch ist während der kalten Jahreszeit eher das Gegenteil der Fall: Wenn es draußen feucht-kalt ist, gelangt mit der Luft auch Feuchtigkeit ins Zimmer. Der Raum kühlt aus und an den kältesten Stellen, dies sind meist die Außenwände, sammelt sich schneller Kondenswasser, durch das sogar Schimmelschäden entstehen können. Deshalb besser mehrmals täglich stoßlüften, als ein stundenlang geöffnetes Fenster.

Durch die geöffneten Fensterläden eines verlassenen Schlafzimmers lässt der Wind eine Gardine wehen.
Dass ein dauerhaft geöffnetes Fenster das Wohnklima verbessert, ist ein Irrtum.

Expertentipp: Falls Sie partout nicht auf geöffnete Fenster verzichten wollen, achten Sie darauf, dass Sie Möbel, zum Beispiel der große Kleiderschrank, etwa 10 Zentimeter von der Wand abrücken. So kann die Luft dahinter besser zirkulieren, die Schimmelgefahr wird reduziert.

Bedenken Sie zudem, dass Feuchtigkeit nicht nur von außen in den Raum gelangen kann. Wenn es im Schlafzimmer dauerhaft kälter ist als im Rest der Wohnung, wird ständig warme Luft hineinströmen, die ebenfalls Feuchtigkeit in den Raum trägt.

Nicht nur frische Luft kommt von draußen hinein

Manche schlafen nur während der warmen Jahreszeit mit offenem Fenster und schließen es, sobald aus draußen kälter wird. Doch auch das muss nicht immer gesünder sein. Denn neben Kälte können auch Pollen, Lärm oder Hitze in die Wohnung eindringen und den Schlaf negativ beeinflussen.

Probieren Sie am besten aus, womit Sie besser schlafen und mit welcher Maßnahme Sie sich am Morgen am fittesten fühlen. Sollten Sie morgens allerdings häufiger zerschlagen aufwachen und auch tagsüber müde sein, gehen Sie den Ursachen, die womöglich Ihren Schlaf stören, besser auf den Grund gehen. So können zum Beispiel auch gelegentliche laute Geräusche, die durchs offene Fenster in den Raum dringen, den Schlaf deutlich beeinträchtigen. Wenn ein Auto vorbeifährt, bekommen Sie diesen Lärm möglicherweise nicht bewusst mit, dennoch schüttet Ihr Körper Adrenalin aus, lässt Puls und Blutdruck ansteigen. Die Folge: Der Schlaf wird weniger erholsam. Sollten Sie leicht durch nächtlichen Lärm aufwachen, lassen Sie das Schlafzimmerfenster deshalb vorsichtshalber besser zu.

Fazit

Brünette Frau schläft in einem Bett mit weißen Bezug.
Schlafen Sie am besten so, wie Sie sich am wohlsten fühlen.

Jeder braucht andere Voraussetzungen für einen guten Schlaf, deshalb sind allgemeingültige Regeln bei diesem Thema schwer zu formulieren. Mancher kann besser schlafen, während ein Hörspiel oder der Fernseher läuft – der nächste benötigt absolute Stille. Der eine braucht ein kuschelig-warmes Umfeld, während der andere des Nachts lieber kühle Luft einatmet und es sich dafür mit Wärmflasche unter der Decke gemütlich macht. Finden Sie also heraus, was Ihnen persönlich am besten tut und wie Sie am entspanntesten aufwachen. Grundlegende Tipps, wie Sie Ihr Schlafumfeld verbessern können, finden Sie auch hier.

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