Souveränes Bewerbungsgespräch via Laptop, Tablet und Co. 

Endlich ist sie da, die ersehnte Einladung zum Kennenlernen, gesendet vom Wunsch-Arbeitgeber! Doch – Überraschung: Der Termin findet als Online-Vorstellungsgespräch statt. Das ist inzwischen bei der Mitarbeitersuche nicht unüblich: Immer mehr Unternehmen erkennen die Vorzüge von Bewerbungsgesprächen per Video und das nicht erst seit der Corona-Pandemie. Die Vorteile: Ein digitales Vorstellungsgespräch ist nicht nur leicht zu organisieren, es bringt auch räumlich weit verstreute Gesprächspartner an einen (virtuellen) Tisch. Das spart allen Beteiligten Zeit und Anfahrtskosten.

Vorstellungsgespräch online – ein wenig Nervosität ist völlig normal

Falls Sie bei dem Gedanken an ein Online-Bewerbungsgespräch einen kleinen Schreck bekommen, sind Sie damit nicht allein. Ob Berufseinsteiger oder erfahrene Fachkraft – Die meisten Jobsuchenden rechnen bei einer Jobbewerbung immer noch mit einem persönlichen Vorstellungsgespräch im Unternehmen. Auf diese Weise erhalten die Kandidaten schon einen kurzen Einblick in Räumlichkeiten und Arbeitsatmosphäre. Wird das Bewerbungsgespräch online durchgeführt, lernen Sie nur Ihre Gesprächspartner kennen. Die ungewohnte Gesprächssituation in einem Videointerview verunsichert vor allem jene, die selten in einem Videocall sitzen. Sie fragen sich: „Was erwartet mich genau? Wird es mit der Technik funktionieren? Und komme ich per Video richtig rüber?“
Keine Sorge, mit unseren Tipps können Sie sich optimal auf Ihr Online-Vorstellungsgespräch vorbereiten. 

Mit der richtigen Einstellung und ein wenig Vorbereitung ist ein digitales Vorstellungsgespräch beinahe ein Kinderspiel.

Tipps vom Profi: Keine Angst vor digitalen Bewerbungsgesprächen

Petra Timm, Pressesprecherin des Personaldienstleisters Randstad Deutschland und Expertin für Bewerbungsthemen, rät zur Gelassenheit: „Die grundsätzlichen Spielregeln für Job-Interviews gelten in Online-Vorstellungsgesprächen ganz genauso wie bei einem Jobinterview im Unternehmen. Für Bewerber hat das digitale Format sogar ein paar Vorteile. Wer sich beispielsweise nicht gut Namen merken kann, findet es oft hilfreich, dass sie in den meisten Videokonferenz-Tools beim Bild des jeweiligen Gesprächspartners mit eingeblendet werden. Außerdem können sich die Job-Interessenten Spickzettel neben den Bildschirm legen und hin und wieder unauffällig in ihre Notizen schauen.“

Außerdem bieten die eigenen vier Wände dem Bewerber Sicherheit. Das Gespräch findet dort statt, wo sie sich wohl fühlen. Als Bewerber können Sie wählen, was Ihr Gegenüber sieht, und den Rest des Raumes so gestalten, dass Sie sich maximal wohlfühlen. Auf diese Weise ist es möglich, die eigene Anspannung im Voraus zu reduzieren. 

Online-Vorstellungsgespräch – wie funktioniert das eigentlich? 

Grundsätzlich sollten Sie sich auf das Videointerview genauso ausführlich vorbereiten wie bei einem Vorstellungsgespräch im Unternehmen. Die Inhalte sind identisch, Personalverantwortliche möchten testen, ob Sie zum Unternehmen und Job passen. Aber gleichzeitig sollten auch Sie erfahren, ob das Jobangebot Ihren Vorstellungen entspricht. 

Der Ablauf ist ähnlich. Nur der Ort ist etwas anders. Alle Beteiligten können sich von ihren Rechnern aus einloggen, wo auch immer sie sich gerade aufhalten: im Büro, im Homeoffice oder im Wohnzimmer. Das Eintreten in den Gesprächsraum ist dabei nur ein Tastendruck und nicht der Weg durch einen realen Raum. Unternehmen nutzen dazu Videokonferenz-Software, zum Beispiel:

Das Zoom-Logo

Zoom

Das Microsoft-Teams-Logo

Microsoft Teams

Das Google Meet-Logo

Google Meet

Das Skype-Logo

Skype

Das GoToMeeting-Logo

GoToMeeting

Links und Zugangsdaten sendet das Unternehmen normalerweise direkt in der Einladung mit. Ist das nicht der Fall, fragen Sie unbedingt so früh wie möglich nach, welches Tool verwendet wird. Denn eins sollten Sie unbedingt vor dem Termin erledigen: die Software kennenlernen.

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie ein erfolgreiches Vorstellungsgespräch online führen möchten

Wenn Sie ein Vorstellungs- oder Bewerbungsgespräch online führen wollen, ist, ebenso wie bei Vorstellungsgesprächen in Präsenz, eine Vorbereitung notwendig. Dabei spielt nicht nur die Technik eine Rolle, sondern auch, wo Sie sich präsentieren und natürlich die inhaltliche Vorbereitung auf das Gespräch. Vergessen Sie nicht, sich ausführlich über das Unternehmen zu informieren, und halten Sie die nötigen Dokumente auch als Dateien auf dem PC oder dem Tablet bereit. 

Dos und Don’ts im Online-Vorstellungsgespräch

  • Eine Junge Frau und ein Personaler führen ein Bewerbungsgespräch online durch.
    Die richtige Blickrichtung: Versuchen Sie, in die Kamera zu schauen und nicht nur auf den Bildschirm. So können Sie eine Verbindung zu den Interviewern herstellen. Ein zu starrer Blick ist jedoch auch irritierend. Nebenbei Notizen machen oder in die eigenen „Spickzettel“ zu schauen ist vollkommen akzeptabel.

Das A und O: Der Technik-Test 

Je vertrauter Sie mit der Technik sind, desto besser können Sie sich im tatsächlichen Gespräch auf die Inhalte konzentrieren. „Es ist auf jeden Fall eine gute Idee, vor dem virtuellen Interview einen Probelauf mit einem Freund oder einer Bekannten zu machen“, erklärt Petra Timm. „So können Bewerber nicht nur technische Hürden aus dem Weg räumen, sondern nebenbei auch gleich ihre Selbstpräsentation üben.“ 

Checkliste für den Technik-Test:

  • Wollen Sie das Gespräch am Computer führen oder Tablet bzw. Handy dafür nutzen? Falls Ihnen das mobile Endgerät lieber ist, dann probieren Sie die beste und stabilste Position dafür aus. Halten Sie ein Smartphone auf keinen Fall während der Videokonferenz in der Hand, denn dadurch wackelt Ihr Bild ständig.
  • Wählen Sie einen Ort für das Gespräch, der auf dem Videobild einen möglichst neutralen Hintergrund hat – beispielsweise eine Wand. Falls das nicht möglich ist: Die meisten Tools bieten die Möglichkeit, einen virtuellen Background einzublenden oder den Hintergrund unscharf zu stellen. Alternativ können Sie auch einen Hintergrund wählen, der die Motivation für den Bereich verdeutlicht, auf den Sie sich bewerben wollen. Aber Vorsicht: Wenn Sie zum Beispiel Bücher als Hintergrund wählen, die zu dem Themenbereich der Bewerbung passen, müssen Sie damit rechnen, dass die Interviewer sie unter Umständen auf die Bücher und Inhalte ansprechen – dann sollten Sie zu diesen Themen auch etwas sagen können. 
  • Sorgen Sie für gutes Licht, damit man Sie gut erkennen kann, ohne dass Sie geblendet werden. Ein helles Fenster im Hintergrund verursacht unter Umständen störendes Gegenlicht. Sie werden bei Ihrem Online-Vorstellungsgespräch kaum zu erkennen sein. 
  • Geben Sie einen seriösen Nutzernamen ein und laden Sie ein ansprechendes Profilbild hoch, falls eins verlangt wird. Verzichten Sie auch auf einen Login mit Ihrer alten Jugend-Mailadresse.
  • Testen Sie, ob das interne Mikrofon bzw. der interne Lautsprecher Ihres Geräts ausreichend sind. Ist das nicht der Fall, ist ein Headset eine gute Alternative. Moderne Headsets und In-Ear-Kopfhörer mit Mikrofon sind technisch ausgereift und können auch im Bewerbungsgespräch eingesetzt werden. 
Eine junge Mutter nimmt mit ihrem Kind an einer Videokonferenz teil.
Für Eltern ist ein Online-Vorstellungsgespräch eine besondere Herausforderung. Sorgen Sie dafür, dass Sie schon bei der Vorbereitung ungestört sind.

Online-Vorstellungsgespräch trotz Familie

Ein Online-Bewerbungsgespräch, obwohl die Familie zuhause ist? Diese Herausforderung erleben viele Bewerber während der Corona-Pandemie. Es ist wichtig, dass Sie schon im Vorfeld des Vorstellungsgespräches mögliche Störungsquellen beseitigen. Nur im ungestörten Gespräch können Sie auf die Fragen konzentriert antworten und sich erfolgreich präsentieren. Suchen Sie sich einen störungsfreien Raum, sorgen Sie für eine zuverlässige Kinderbetreuung. Wenn eine hellhörige Wohnung ein ungestörtes Videogespräch unmöglich macht, kann die Familie vielleicht einen Ausflug machen, während Sie Ihr Online-Vorstellungsgespräch führen.

Die richtige Vorbereitung auf das Online-Vorstellungsgespräch

Der Technik-Test hat geklappt und Sie haben einen passenden, störungsfreien Ort gefunden, um Ihr Bewerbungsgespräch zu führen – dennoch können Sie sich noch nicht entspannt zurücklehnen. Denn für das digitale Bewerbungsgespräch gilt genau wie für die normale Variante: Gute Vorbereitung ist das A und O. Informieren Sie sich gründlich über das Unternehmen. Sammeln Sie Argumente, warum Sie eine gute Besetzung für die Stelle wären. Und bereiten Sie sich außerdem auf die häufig gestellten Fragen in Bewerbungsgesprächen vor, angefangen von „Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?“ bis hin zu „Was sind Ihre Schwächen?“.

Rechtzeitig vor dem Gespräch machen Sie am besten noch einen letzten Check, empfiehlt Petra Timm. „Bewerber sollten daran denken, alle notwendigen Akkus aufzuladen – sowohl den des Headsets als auch gegebenenfalls die von Tablet oder Smartphone, falls sie mobile Endgeräte nutzen. Zudem sollten Sie Ihre Bewerbungsunterlagen bereitliegen haben, um Fragen dazu nachvollziehen zu können. Wenn Sie Fragen haben, notieren Sie diese vorher und legen sich auch diese bereit.“ Und noch einen Tipp hat sie: Sprechen Sie sich unbedingt mit den anderen Mitgliedern Ihres Haushalts ab! Nicht, dass Ihre Internetverbindung im Ernstfall wacklig wird, weil jemand anders gerade einen Film streamt oder selbst eine Videokonferenz führt.

Der Dresscode für die Kamera

Bleibt noch die letzte wichtige Frage zu klären: Was sollten Bewerber anziehen? Auch hier fällt die Antwort im Grunde ähnlich aus wie für Präsenztermine. Zurückhaltend und unaufdringlich, aber gepflegt und ordentlich, lautet die Faustregel. Wie formell es zugehen muss, unterscheidet sich von Branche zu Branche. Ein Blick auf die Unternehmenswebsite gibt manchmal Aufschluss.

Ein paar Sonderregeln gibt es für das Online-Vorstellungsgespräch aber doch. Sehr kleine Muster sind nicht empfehlenswert, weil sie im Kamerabild flimmern oder zu unschönen Flecken verschwimmen können. Grelles Weiß oder Schwarz verursachen zu harte Kontraste. Gedeckte Farben funktionieren in der Videosituation am besten.

Wie läuft das virtuelle Bewerbungsgespräch ab?

Legen Sie am Tag des Interviews Ihre Spickzettel und Notizen so zurecht, dass Sie jederzeit unauffällig einen Blick darauf werfen können. Dann loggen Sie sich mit den in der Einladung genannten Zugangsdaten ein – und zwar rechtzeitig vor der vereinbarten Uhrzeit. Schließlich wollen Sie nicht ins Schwitzen geraten, wenn die Technik plötzlich doch hakt.

Sobald alle teilnehmenden Personen im Video-Chat angekommen sind, beginnt das Gespräch. Nutzen Sie die Gelegenheit, sich möglichst kompetent und authentisch zu präsentieren. Keine Angst vor Fangfragen oder Fallen! Ihr Gegenüber möchte Sie im Normalfall nicht in die Ecke drängen, sondern ein möglichst umfassendes und echtes Bild von Ihnen bekommen, jenseits von auswendig gelernten Phrasen. Trotzdem müssen Sie nicht alle Fragen beantworten. Wie Ihre Familienplanung aussieht, welcher Religion oder welcher Partei Sie angehören, geht einen Arbeitgeber nichts an.
Wenn Sie einmal auf eine (zulässige) Frage Ihres Gegenübers nicht sofort eine Antwort wissen, dann lassen Sie sich nicht aus der Ruhe bringen. Denken Sie kurz nach, werfen Sie einen Blick auf Ihre Notizen – und vor allem: Lächeln Sie in die Kamera. 

Ein junger Mann führt ein Bewerbungsgespräch online durch.

Blickkontakt mit der Kamera

Bei einer Videokonferenz ist die Versuchung natürlich groß, den Blick auf den Bildschirm zu heften, entweder auf das Gegenüber oder sogar auf das eigene Video. Es ist aber wichtig, möglichst oft direkt in die Kamera zu schauen, denn nur dann hat der Gesprächspartner den Eindruck von Blickkontakt. Und der ist für eine gute Atmosphäre wichtig.

– Petra Timm, Randstad –

Tipps zur Körpersprache beim Bewerbungsgespräch vor der Kamera

  • sitzen Sie aufrecht, aber bequem
  • Gestikulieren Sie nicht zu heftig
  • Denken Sie daran: Ihr Gesicht verrät alles. Achten Sie auf die Mimik und lächeln Sie hin und wieder.
  • Nicken Sie ab und zu, um zu signalisieren, dass Sie bei der Sache sind.

Zeigen Sie beim Bewerbungsgespräch außerdem Ihr Interesse an dem Unternehmen und der Stelle, indem Sie selbst Fragen stellen. Erkundigen Sie sich beispielsweise nach der Einarbeitung, nach der Größe des Teams und nach den genauen Aufgaben. Natürlich dürfen Sie auch nach dem Gehalt fragen, aber bitte nicht als Erstes. Wichtig ist, dass alle Fragen, die Sie im Vorstellungsgespräch stellen, nicht direkt auf der Website des Unternehmens oder durch eine einfache Suchmaschinenrecherche geklärt werden können. 

Nach einem digitalen Vorstellungsgespräch steht bei einer Zusage das erste Treffen mit dem Chef bevor. Achten Sie darauf, dass Ihr Eindruck aus dem Online-Bewerbungsgespräch hier bestätigt wird.

Die Wartezeit überbrücken

Nach dem digitalen Interview beginnt die schwierigste Phase der Bewerbung: das Warten auf eine Zu- oder Absage. Um Ihr Interesse an der Stelle zu unterstreichen, können Sie einen oder zwei Tage nach dem Termin eine E-Mail hinterherschicken und sich für das Gespräch zu bedanken. Danach aber sollten Sie der Versuchung widerstehen, ständig im Unternehmen anzurufen, um sich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen. Das wirkt schnell aufdringlich und wird lästig. Haben Sie nach rund zehn Tagen noch nichts gehört, dürfen Sie allerdings ruhig zum Telefon greifen und nachfragen, wann mit einer Entscheidung zu rechnen ist. 

Wie auch immer diese Bewerbung ausgeht: Seien Sie stolz darauf, dass Sie sich im Online-Vorstellungsgespräch so gut wie nur möglich präsentiert haben. Denn jedes Job-Interview, ob virtuell oder real, bringt Ihnen auf jeden Fall Übung und Erfahrung.

Unser Tipp: Checkliste für ein gelungenes digitales Bewerbungsgespräch

Der Personalspezialist Randstad stellt auf seiner Website eine Checkliste für ein gelungenes Online-Vorstellungsgespräch zur Verfügung. Mit dieser Checkliste können Sie sich auf die wichtigsten Punkte besinnen, die Sie bei einem digitalen Vorstellungsgespräch beachten sollten.

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