Der Bürohund verursacht hitzige Diskussionen. Während viele Hundehalter und Tierliebhaber voller Begeisterung dafür plädieren, schüttelt manch anderer nur fassungslos den Kopf. Auch im deutschen Bundestag löste der Wunsch von 15 Abgeordneten, ihren Hund mitbringen zu dürfen, kontroverse Debatten aus.
Immer mehr Unternehmen erlauben ihren Mitarbeitern den Hund mitzunehmen. Sogar im weißen Haus oder bei Google sind Hunde gern gesehen. Aber nicht alle Chefs wollen einen Hund in ihrem Unternehmen. Laut einer Xing-Studie sind drei Viertel der Arbeitgeber der Meinung, dass Hunde in den Privatbereich gehören.
Der Bürohund ist Chefsache
Viele Mitarbeiter verstehen die Duldung von Hunden als deutlichen Mehrwert. Es stärkt die Mitarbeiterbindung. Bei der Suche eines neuen Arbeitsplatzes sind Fiffi, Hasso und Bello ein wichtiges Plus für das Image des Arbeitgebers. Auch Jobsuchende ohne Hund bewerten die Möglichkeit positiv. Sie schätzen es als ein Signal für soziale, mitarbeiterorientierte Personalführung. Deswegen ist der Faktor so ausschlaggebend, dass Bewertungsportale wie Kununu den Punkt „Hunde geduldet“ in der Liste der Benefits berücksichtigen.
Hunde sorgen für ein positives Betriebsklima
Arbeitgeber, die Erfahrungen mit Bürohunden haben, bewerten ihre Beobachtungen komplexer. Hunde laufen nicht einfach nur mit, sondern sind ein Teil des Teams. Sie bringen sich ein – in der Regel positiv. Kollegen kommen über den Hund ins Gespräch. Gemeinsame Spaziergänge in der Mittagspause fördern das Miteinander. Die Atmosphäre ist durch den Vierbeiner insgesamt lockerer. Bürohunde bringen Abwechslung in den Arbeitsalltag. Gleichzeitig stärken sie den Teamgeist. Vor allem in Unternehmen, in denen kreativ gearbeitet wird, fördern die Fellnasen den Workflow und sind dort sehr beliebt. Die Anwesenheit der Tiere entlockt selbst in Stresssituationen ein Lächeln bei angespannten Mitarbeitern.
Hunde fördern die Gesundheit
Diese Einschätzung wird auch von verschiedenen Studien gestützt. Forscher der Universität Buffalo beispielsweise bestätigen, dass die Präsenz von Hunden im Unternehmen beim Personal den Blutdruck senkt. Ganz ohne Medikamente wird so das Herz-Kreislauf-System geschont. Besonders in stressigen Berufen mit hoher Burnout-Gefahr ist das ein wichtiges Argument für den Bürohund. Ursache für die positive Wirkung des Hundes ist der Botenstoff „Oxytocin“, auch als „Liebeshormon“ bezeichnet. Eine schwedische Studie belegt, dass Hundehalter beim Streicheln des Fells einen ähnlich hohen Oxytocinspiegel haben wie gerade entbundene Mütter.
Außerdem sorgen Hunde für die nötige Bewegung im Arbeitsalltag. Sie verhindern, dass die Mittagspause ausschließlich in der Kantine verbracht wird. Stattdessen drängen die Tiere ihre menschlichen Kollegen zu erholsamen Spaziergängen an der frischen Luft. Auch das stärkt den Kreislauf und macht zudem den Kopf frei.
Manche Angestellte sind bereits mit ihren Kollegen überfordert
Für einige Arbeitnehmer ist „Kollege Hund“ einfach inakzeptabel. Sie finden das Miteinander der menschlichen Kollegen schon schwierig genug. Oft sehen sie zudem nicht den Hund als Problem, sondern dessen Herrchen oder Frauchen. Wenn diese den Hund vermenschlichen oder nicht erziehen, besteht großes Konfliktpotential. Nicht jeder hat Verständnis dafür, wenn der Hund mit nassen Pfoten an dem neuen Kostüm hochspringt. Oder wenn der Inhalt des Mülleimers im ganzen Großraumbüro verteilt ist. Viele finden es einfach nicht lustig, wenn der Hund mit seinem Quitsche-Spielzeug durch die Flure läuft.
Wer zu Hause kein Tier hat, möchte unter Umständen auch keinen Hund im Büro
Die meisten Gegner von Bürohunden finden Tiere in den Räumen schlichtweg unhygienisch. Oft haben sie auch privat kein Haustier. Eine Entscheidung aus gutem Grund, weil es für sie einfach nicht passt. Jetzt wollen sie auch beruflich nicht zu einem Alltag mit Hunden genötigt werden. Jeder noch so leidenschaftliche Hundefreund muss zugeben: Nasses Hundefell riecht einfach nicht gut. Außerdem zwingen einige Kauknochen dazu, den Raum zu verlassen. Wie sollen Hunde-Skeptiker diese Gerüche aushalten?
Einige Zweifler denken zudem weiter und befürchten, dass der Bürohund eine Lawine auslösen könnte. Früher gab es nur ein Aquarium im Büro. Jetzt ziehen die Hunde ein. Was passiert, wenn der Kollege aus dem Rechnungswesen seinen Leguan, die Sekretärin ihre Katze und der Kundenbetreuer seine Wüstenspringmäuse mitbringen möchten? Wie werden dieser Entwicklung Grenzen gesetzt?
Manchmal ist es kompliziert
Tierhaarallergiker können einfach nicht den ganzen Tag mit einem Hund zusammenarbeiten. Es gibt auch Menschen, die wirklich Angst vor Hunden haben. Das muss ernst genommen werden. Für sie bedeutet die Nähe der Tiere Stress. In diesen Fällen sollten Kompromisse und Lösungen gefunden werden. Ist das nicht möglich, muss der Hund zu Hause oder in einer Tierpension bleiben.
Regeln vermeiden Streit
Wichtig ist, dass die Entscheidung für einen Bürohund nicht spontan getroffenen wird. Es sollten Bedenken und Schwierigkeiten im Vorfeld ausgeräumt werden. Im besten Fall werden schriftliche Vereinbarungen zwischen Arbeitgeber und Hundehaltern getroffen. Sind diese nicht erfüllt, kann der Chef seine Erlaubnis zurückziehen. Er muss auch das Wohl der anderen Mitarbeiter im Blick haben. Außerdem kann es passieren, dass weitere Kollegen ihr Haustier mitbringen möchten? Wie können die Wünsche jedes einzelnen berücksichtigt werden, ohne den Arbeitsablauf zu stören. Klare Regeln vermeiden Konflikte. Es sollte beispielsweise festgelegt werden, wieviele Hunde pro Abteilung mitgebracht werden. Möglicherweise kann ein Bürohund zwei Tage in der Woche im Homeoffice bleiben. Dafür darf die Kollegin ihren Jack Russell mitbringen. Ausschlaggebend ist unter Umständen auch die Größe. Ein Neufundländer passt nicht in jedes Büro. Ein Zwergpinscher wird im hektischen Arbeitsbetrieb möglicherweise oft übersehen und getreten. Generell gilt: Konkrete Absprachen erleichtern den Arbeitsalltag mit den Vierbeinern. Wichtig ist auch, dass der Hund bei einem möglichen Schadensfall ausreichend versichert ist.
Welcher Hund ist geeignet?
Grundsätzlich kann jeder Hund ein Bürohund werden – gleich welche Rasse. Stubenreinheit ist eine Grundvoraussetzung. Außerdem sollte der Hund gesund sein – körperlich wie auch psychisch. Ein ängstliches Tier, das in der Vergangenheit mit Menschen schlechte Erfahrungen gemacht hat, gerät bei wechselndem Kundenkontakt in Stress. Ein Hund, der seinen Menschen täglich mit ins Büro begleitet, muss gut sozialisiert sein. Schwierig ist es zudem, Welpen in den Arbeitsalltag zu integrieren. Obwohl sie viel schlafen, benötigen die Kleinen intensive Aufmerksamkeit. Da sie gern alles zerlegen, sind Computer- und Stromkabel für sie eine große Gefahr. Außerdem können die winzigen Fellkinder weder erzogen noch stubenrein sein.
Auch Hunde, die ein deutliches Territorialverhalten zeigen, kommen zwischen vielen Kollegen nicht zur Ruhe. Einige dieser Tiere fühlen sich zu Hause wohler. Sie verschlafen die Zeit allein und freuen sich, wenn Herrchen oder Frauchen nach Hause kommt.
Welches Büro ist geeignet
Es muss einen geschützten Platz geben, wohin sich der Hund zurückziehen kann. Das sollten auch die Kollegen respektieren. Ebenso so wie die Menschen mag der Bürohund es nicht zu warm, zu kalt oder in der Zugluft. Auch neben dem Kopierer, starken Gerüchen oder in der Nähe von giftigen Substanzen ist er nicht gut aufgehoben. Laute Maschine oder Musik ebenso wie hektisches Durcheinander sind für den Hund eine große Belastung.
Passt Ihr Hund zu Ihren Kollegen?
Sie spielen mit dem Gedanken, Ihren Hund mit ins Büro zu nehmen? Dann testen Sie sich und Ihren Hund zunächst zu Hause. Überlegen Sie, welche Kommandos einwandfrei funktionieren sollten. „Bleib“ beispielsweise darf für Ihre Fellnase nicht unbekannt sein. Üben Sie, dass Ihr Hund tatsächlich so lange an seinem Platz bleibt, wie Sie es wollen. Laden Sie Freunde ein und verfolgen Sie, wie Ihr Vierbeiner sich verhält. Gibt es etwas, was Ihr Hund noch lernen sollte?
Erst wenn Sie im Privatbereich mit der Erziehung zufrieden sind, darf Ihr Hund Sie begleiten. Beobachten Sie Ihren Hund im Büro genau. Zeigt er Beschwichtigungssignale, legt sich nicht ab oder leckt immer wieder sein Fell, ist das Büro nicht der richtige Ort für ihn. Ständiges Jaulen oder Winseln ist nicht nur für die Kollegen eine Strapaze, sondern auch für den Hund. Auch Hecheln oder aggressives Verhalten sind klare Signale, dass eine andere Lösung gefunden werden muss.
Kollege Hund
Übrigens: Der Tierschutzbund veranstaltet jährlich den Aktionstag „Kollege Hund“. Ein toller Anlass, um zu testen, ob Hund, Unternehmen und Kollegen geeignet sind für einen tierischen Arbeitsalltag. Querbeet durch alle Branchen beteiligen sich jedes Jahr wieder Unternehmen an dem Schnuppertag. Alle teilnehmenden Unternehmen erhalten eine Urkunde, die sie zum tierfreundlichen Betrieb auszeichnet. Mitarbeiter dürfen dann für einen Tag ihren Vierbeiner mit zur Arbeit nehmen. Nächster Termin ist am 29. Juni 2017. Machen Sie mit. Weiter Informationen finden Sie unter http://www.tierschutzbund.de/kollege-hund.html
Nehmen Sie Ihren Hund mit ins Büro? Oder haben Sie Kollegen, die von einem Vierbeiner begleitet werden? Dann schreiben Sie uns Ihre Erfahrungen.
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Hallo, ich arbeite in einem ambulanten Pflegedienst und dort darf meine Hündin mit. Also wir sind dafür.
Hunde am Arbeitsplatz sind wirklich toll! Danke für den Artikel. Mein Hund war bei meinem letzten Job auch jeden Tag mit im Büro.
In meinem Blogartikel „Hund am Arbeitsplatz – so argumentierst du bei deinem Chef“ gebe ich außerdem noch Tipps für gute Argumente und Gegenargumente, dass du deine Fellnase mit zur Arbeit bringen darfst.
https://www.evafischercoaching.de/hund-am-arbeitsplatz-so-argumentierst-du-bei-deinem-chef/