Viele halten es für einen Widerspruch: gemütlich minimalistisch wohnen scheint einigen sogar unmöglich. Stellen auch Sie sich eine Wohnung im reduzierten Stil leer, kalt und unpersönlich vor? Mit weißen Wänden, kahlen Böden und hallender Akustik? Dann lassen Sie sich nun vom Gegenteil überzeugen. Wer sich von überflüssigem Krempel befreit und auf die schönen Dinge konzentriert, lebt freier. Probieren Sie es aus!
Was ist Minimalismus?
Die Antwort ist: Die Kunst zu reduzieren. Der Begriff ist auf das lateinische Wort minimus zurückzuführen. Es bedeutet das Geringste oder Wenigste. In den 60er Jahren entstand in der Bildenden Kunst eine Gegenbewegung zum abstrakten Expressionismus und zur Ikonografie des Pop Art: Minimal Art. Charakteristisch waren wertungsfrei angeordnete geometrische Formen in serieller Wiederholung. Typisch für Skulpturen und Objekte der Minimal Art war die Reduzierung auf wesentliche Grundstrukturen. Dargestellt wurden geometrische Formen wie Kubus, Kugel, Quader, Zylinder in Bezug zueinander und zu Licht und Raum. Die Künstler vereendeten industrielle Materialien wie Metallplatten, Fliesen, Stein, Neonröhren, Plexiglas oder Stahl.
In den 80er Jahren wurde der Minimalismus auch in der Architektur immer beliebter. Viele Bauwerke mit einfacher Formensprache ohne Schnörkel oder Dekorationselementen entstanden.
Minimalismus als Lebensform
Mittlerweile hat sich Minimalismus als Trend entwickelt. Viele Menschen sehen im minimalistischen Lebensstil den Sinn, frei und unabhängig zu leben. Sich vom Ballast zu trennen, Konsum- und Alltagszwänge zu verabschieden, erleichtert ihr Leben. Sie sind überzeugt, dass sie durch das Weglassen von Überflüssigem, Zeit und Platz gewinnen. Für sie bedeutet dieser Lebensstil weniger Stress. Dabei sind Minimalisten nicht zwangsläufig Konsumverweigerer. Sie kaufen jedoch sehr bewusst und zweckmäßig. Dabei legen sie großen Wert auf Qualität statt Quantität.
Gemütlich minimalistisch wohnen
Ist gemütlich und minimalistisch tatsächlich ein Widerspruch? Was empfinden wir als Gemütlichkeit? Voraussetzung ist eine angenehme wohltuende Atmosphäre. Synonyme sind: bequem, behaglich, komfortabel. Aufgeräumte Wohnräume empfinden viele als angenehm und behaglich. Bewegungsfreiheit ist komfortabel und Luxus. Denken Sie darüber nach: Klingt für Sie gemütlich minimalistisch wohnen immer noch so abwegig? Immer mehr Menschen beschweren sich über Reizüberflutung durch Soziale Medien, zu wenig Zeit und Stress. Möglicherweise ist ein Zuhause mit viel freiem Lebensraum und wenig Ballast ein gemütlicher Rückzugsort, an dem Sie zur Ruhe kommen können.
Konzentrieren Sie sich auf das, was wichtig ist
Es lässt sich nicht ändern: Sie kommen ums Entrümpeln nicht herum, wenn Sie wirklich gemütlich minimalistisch wohnen wollen. Schieben Sie es nicht länger auf! Wer noch nicht weiß, worauf er verzichten kann oder ob Minimalismus das Richtige ist, kann es ausprobieren. Starten Sie mit nur einem Zimmer. Am besten Stellen Sie sich für eine Weile in jedes Zimmer und überlegen ganz genau, welche Möbel und Gegenstände Sie in der letzten Woche genutzt haben. Welche Dinge benötigen Sie wirklich? Reduzieren Sie zuerst nur in einem Raum die Einrichtung auf das Wesentliche und schöne Dinge. Halten Sie sich mindestens vier Wochen möglichst häufig darin auf. Wie fühlt sich das an? Werden Sie ruhiger oder vermissen Sie etwas?
Natürlich können Sie zum Test auch einige Dinge in Kisten auf dem Dachboden oder in der Garage verstauen. Wahrscheinlich werden sie den Krempel in ein paar Wochen nicht mehr vermissen. Befreien Sie sich also von Staubfängern und altem Gerümpel. Sie werden schnell merken: freie Flächen könne sie viel schneller zu reinigen. Einfach mit dem Staubtuch einen Schrank abwischen ist schnell getan – wenn Sie nicht zuerst Kerzenständer, Bilderrahmen, Porzellanfiguren oder Bücher zur Seite räumen müssen. Verschwenden Sie also nicht ihre kostbare Zeit. Wer putzt schon gern stundenlang?
Was muss raus?
Die meisten Wohneinrichtungen sind mit Dekoartikeln überlastet. Fensterbretter sind vollgestellt mit Blumen, Kerzenständern oder Lampen. Glaskugeln, Porzellanfiguren, Vasen – weg damit! Wenn es Ihnen schwerfällt, verschenken Sie die guten Stücke. Andere freuen sich vielleicht darüber. Die wenigsten werden ihr gesamtes Mobiliar entsorgen und sich neu komplett neu einrichten.
Doch welche Möbel dürfen bleiben? Entscheiden Sie sich für zweckmäßige Möbel ohne viel Schnörkel im gradlinigen Design. Klare Formen, einfarbige Polsterstoffe und helle Farben bringen Ruhe in den Raum. Wählen Sie nur qualitativ hochwertige Möbel, die in ihrer Funktion so bequem sind, dass sie diese auch tatsächlich nutzen.
Krimskrams, an denen das Herz hängt
Davon trennen sich die meisten besonders schwer: Erinnerungsstücke an den letzten Urlaub, an Tante Frieda oder an die Schulzeit. Seien Sie nicht zu streng. Einige Ihrer Erinnerungsstücke bleiben. Setzen Sie diese bewusst als besonderen Akzent in ruhiger Umgebung ein. Wer viele Erinnerungsstücke besitzt, sollte sich eine „Schatzkiste“ einrichten. Diese können Sie von Zeit zu Zeit öffnen und bewusst in Erinnerungen schwelgen. So nehmen Sie sich für die Dinge tatsächlich Zeit und können sie genießen. Seien Sie ehrlich: Im Alltag übersehen sie die Kleinigkeiten und nehmen sie gar nicht richtig wahr.
Klarheit macht den Kopf frei für glückliche Gedanken.
Wenn Sie alle überflüssigen Möbel aus der Wohnung verbannt haben, werden Sie schnell feststellen: Sie können sich frei und ungestört bewegen. In ihrem neuen freien Raum können Sie Ihre Gedanken schweifen lassen, phantasieren oder kreative Ideen entwickeln. Sie sind jetzt auf dem besten Weg gemütlich minimalistisch zu wohnen! Doch einige Hürden gilt es, noch zu meistern. Sie haben sich bereits von vielen Möbeln und jetzt sieht es nur leer aus? Dann sollten Sie als nächstes den Räumen Stil geben.
Berücksichtigen Sie dabei folgende Tipps:
- Schaffen Sie helle, luftdurchflutete Räume! Schwere, dunkle oder wildgemusterte Gardinen sind tabu.
- Lassen Sie das einfallende Tageslicht wirksam werden. Es darf weit in den Raum hineinscheinen und durch nichts verstellt oder gestört werden.
- Verwandeln Sie die Wände in frei Flächen. Motiv- oder Mustertapeten sollten durch weiße, cremefarbene oder hellgraue Wandgestaltung ersetzt werden.
- Entscheiden Sie sich für helle und freundliche Farben.
- Weniger ist viel mehr!
- Beschränken Sie sich auf einige schöne Dinge. Setzen Sie mit den schönsten Möbeln Akzente in der Raumgestaltung. Nutzen Sie dafür auch Lichteffekte.
- Suchen Sie den perfekten Platz für jedes Möbelstück und jeden Gegenstand im Raum. Nichts steht zufällig dort, wo es ist. Alles hat seinen richtigen Platz. So setzen Sie die wenigen Dinge richtig in Szene und bringen sie zur Geltung.
- Verzichten Sie auf Schnörkel und Verzierungen. Wählen Sie schlichtes Design, klare Formen und Linien.
- Plüsch war gestern. Bevorzugen Sie Möbel im Industrie-Stil.
- Nichts in dem Raum darf stören. Kein Möbelstück sollte im Weg stehen.
- Achten Sie darauf, dass ihr persönlicher Stil nicht verloren geht. Weiße Möbel, mit weißen Wänden und weißen Teppichen wirken elegant und edel. Gleichzeitig kann der Raum aber auch kalt und langweilig wirken. Wenn Sie konsequent auf Farben, Schnörkel und jeden Schnickschnack verzichte, darf ein Möbel ein echtes Highlight sein.
Vorsicht: Wer nicht umdenkt, füllt die Räume wieder
Sie haben es geschafft und sich von allem überflüssigen verabschiedet. Herzlichen Glückwunsch! Genießen Sie die neu gewonnene Freiheit. Beobachten Sie genau, was sich für Sie im Alltag verändert. Wahrscheinlich lernen Sie, Dinge zu schätzen. Freuen Sie sich bewusst über schöne Einrichtung!
Verlockungen wird aus in Zukunft weiterhin geben. Sollten Sie in Versuchung geraten, das eine oder andere Schnäppchen zu kaufen, warten Sie einen Tag. Wenn Sie morgen noch der Meinung sind, kaufen Sie es und verabschieden Sie sich im Gegenzug von etwas anderem aus Ihrer Wohnung.
Setzen Sie sich in Zukunft große Ziele. Sie träumen schon lange von dem roten Designersofa? Kein Problem. Da Sie sich das Ziel gesetzt haben, gemütlich minimalistisch zu wohnen, werden Sie viel weniger Geld ausgegeben. Verzichten Sie auf den Kauf von diversen Dekoartikeln zugunsten ausgefallener oder größere Anschaffungen. Sparen Sie und erfüllen Sie sich Träume und Wünsche, die Sie in Zukunft so richtig glücklich machen.
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Ich habe festgestellt, dass man mehr als die Hälfte von dem Kram in der Wohnung nicht braucht. Seit ich nur mit wenigen und dafür schönen Möbeln wohne, habe ich viel mehr Bewegungsfreiheit.